schreien, brüllen

Um mit der Welt Kontakt aufzunehmen (nicht via Internet):
soll ich es laut - brüllend, schreiend, dramatisch tun oder leise - zeigend, summend, leise sprechend)?
Ein Mann in der U6, als ich einstieg, er sieht verblüffend wie Oskar Kokoschka aus. Was, wenn er es wirklich ist? Was, wenn alle immer da sind, nur der Lichtstrahl unserer Wahrnehmung selektiv auf einzelne Themen, Dinge, Menschen fällt und so auswählt?
Ich höre irgendwo ein Kind plärren auf dem Weg hinunter zur U4 - und ich will plötzlich schreien "lauter, lauter, LAUTER!", aus vollem Hals, tus aber nicht. Ich glaube, ich habe - seit meinem 13. Lebensjahr - nie mehr wirklich in voller Lautstärke gebrüllt und geschrien. Ein Versäumnis: wenigstens DAS sollte man sich leisten.
Wir nehmen uns täglich selber unsere Möglichkeiten - es ist grotesk. Komisch. Tragisch. Aber vor allem komisch.
Später war ich dann draußen, und als ich durch die Felder lief, blieb ich dann stehen und schrie, so laut ich konnte. Aber es war nicht laut genug, nicht die volle Lautstärke, nicht so laut wie ich weiß, daß es mir möglich ist.
tilak - 4. Mär, 22:35

schade,

dass wir scheinbar als Erwachsene die Möglichkeit verlieren, zu tun was wir wollen.
Ich wollte immer erwachsen sein um frei zu sein um tun zu können, was ich will und wann ich will. Doch manchmal habe ich das Gefühl, jetzt, erst recht unfrei zu sein. Zu angepaßt, zu vernünftig, zu spießig. Eben alles das, was ich früher an den Erwachsenen nicht verstanden habe.

die phase II hier macht mich sehr nachdenklich,....

creature - 4. Mär, 23:20

ich habe meine möglichste lautstärke immer beim autofahren getestet, da hört keiner was
ferromonte - 5. Mär, 00:25

beim autofahren brauchst du doch die hände am lenkrad - und was tust du, wenns die fronstscheibe zerreißt? sehr gefährlich ...
grotesk übrigens, wenn man die leute in den autos sitzen sieht, und sie beim mitsingen ihrer autoradiomusik beobachtet. wie (schmerz?)verrzerrt manche gesichter sind. oder die opernsänger, die da noch unentdeckt in ihren sesseln kauern. oder die mütter/väter, die mit ihren kinder (hinten sitzend) laut reden, immer wieder in den rückspiegel sehen u.s.w.
albannikolaiherbst - 5. Mär, 05:46

D i e s e Beobachtung, ferromonte, steht am Anfang.

Einer Erzählung. Eines Romans. Nennen Sie ihn "Die wiedergefundene Wut". Und begreifen Sie Wut nicht doderersch, also zynisch, sondern lebens-wütig, existentiell. Eine g u t e, schöpferische Wut.
dejavu - 5. Mär, 00:30

... ja, aber

zum einen sind wir keine >Kinder mehr,
zum anderen sind wir >alle wohl auch nicht erwachsen.
Aber wer ist das schon in Hinblick auf frühere Generationen?
Gadgetsverwöhnte und preisgeile geizgeile Kinder, auch die Senioren
gehören dazu.

Andersherum: Konventionen / etwa nicht loszuschreien, wenn einem danach zumute wäre / haben auch ihren - humanistischen - Sinn...
So einfach-schwierig ist das, scheint mir....

oops - 6. Mär, 21:58

bin auch fürs rausbrüllen
in der theorie bin ich immer furchtbar gut

tat gut oder?
suche noch das feld...

david ramirer - 6. Mär, 22:24

das hinausbrüllen

ist etwas, das immer wieder steigerbar ist.
als kind haben wir nur die erste ebene vom brüllen, und aber auch von den leisen, subtilen tönen in der hand.
manche brüllen dann nur mehr, andere bleiben lange zeit leise. es ist kaum möglich, beides dauernd zu machen; es widerspricht sich gewissermaßen.
aber die zeit ist tröstlich bei diesen dingen, diesen fragen. es gibt immer ein morgen, wo wir noch lauter(er) und umfassender schreien und brüllen können, quasi den urschrei in die zivilisierte gegenwart zerren, digital und allumfassend verstärkt, analog und dennoch binär.
aber wir können auch leiser sein als damals, als das kissen in der kindheit unsere tränen dämpfte. stiller noch als steine am wegrand, subtiler als das pfeiffen des windes über den ähren am kornfeld.
es lohnt, an diesen abstufungen zu arbeiten.

dejavu - 22. Mär, 23:48

Vielleicht auch nicht. Vielleicht sollten wir an schrilleren Übergängen arbeiten....?

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