leben

lehrmeister

"Seit ich denken kann, hatte ich,immer wieder, das Bedürfnis nach einem Lehrmeister. Manchmal genügte ein Wort, und ich fühlte mich, von Lernbegier beseelt, in die Nähe eines anderen hingezogen. Den paar Berufslehrern, die mir im Lauf der Zeit etwas weiterzugeben hatten, bin ich jetzt dankbar; aber keinen von ihnen könnte ich "meinen Lehrer" nennen. Der einzige Mensch auf der Universität, bei dem mich, als er in einer Rechtsvorlesung die Sollensnatur der Dinge in rätselhaft einfache mathematische Sätze brachte, eine bis dahin ungehörte Wissenslust ergriff und dessen "Schüler" ich zu werden begehrte (es war tatsächlich ein begehren), war nur als Gast da und nach einer kurzen Woche wieder verschwunden. Die Schriftsteller, deren ernsthafter Leser ich bin, sind mir eher teuer wie Brüder - und kommen so manchmal auch allzu nah."

(Peter Handke, Die Lehre der Sainte-Victoire)

erste zuckungen

in den ersten zuckungen des frühlings, die ich genieße wie selten vorher, während ich den lavendel zurückschneide, mich über die ersten rosenknospen freue und die heiße sonne im rücken spüre, sehe ich in den augenwinkeln, wie sich die kinder im hof unten in ihre rollerskates reinquälen und dann bei jedem schritt mit dem stürzen kämpfen, denn es liegt immer noch fast knöcheltief streuschotter dort unten.

auf den gehsteigen diese weißen schleier und flecken, die an salzseen erinnert: streugut, das vor 2 wochen ausgestreut wurde, von einer fa., die die schwangere hausmeisterin engagiert hat seit sie nicht mehr "arbeiten kann" (sie tut keinen strich mehr, seit sie im 2. monat ist, kassiert aber natürlich volle länge und wohnt gratis hier. aber sie hat auch vor der schwangerschaft keinen strich getan, die war nur ein willkommener grund, nun offiziell nichts mehr zu tun. alle bemühungen diese frau loszuwerden sind bis jetzt an der starken hm-vertretung in wien gescheitert ...).

in ganz wien liegt der streusplitt, wahrscheinlich bis in den mai/juni hinein wie letztes jahr, und verursacht kaputte schuhe und vor allem diesen feinen staub, der nachgewiesenermaßen viel schädlicher ist als angenommen: Auch die Interessen der VerkehrsteilnehmerInnen und PassantInnen werden dadurch nicht effizient geschützt, da der Effekt von Streugut oft nur kurzzeitig anhält und nutzlos gewordenes Streugut auf trockenen Straßen oft ungebunden liegen bleibt und als Rollsplitt zu einer Gefahrenquelle – vor allem für einspurige Fahrzeuge wird.
Neben dem Sicherheitsaspekt entstehen durch Rollsplitt infolge von Verkehrsbewegungen Unmengen feinsten Riebstaubes, der zu gesundheitsbelastendem Schwebstaub wird. Zudem enthält und transportiert dieser Staub selbst gesundheitsbelastende Stoffe.
Besonders in verkehrsberuhigten und in Tempo-30-Zonen wäre das Ermöglichen der Nullstreuung ein anzustrebendes Ziel. In einer Reihe von deutschen Städten, in denen man zur Nullstreuung übergegangen ist, sind Untersuchungen zur Frage der Verkehrssicherheit vorgenommen worden.
Es zeigte sich, dass eine Nichtstreuung der Fahrbahn mit abstumpfenden Streumitteln so gut wie keinen ins Gewicht fallenden Einfluss auf den Bremsweg von ordnungsgemäß bereiften Fahrzeugen hat. Bei einer Ausgangsgeschwindigkeit von 30 km/h reduzierte sich die Bremswegdifferenz gegen Null.
(mag. candussi im grazer gemeinerat, april 2003)

trotzdem rühren mich die ersten knospen meiner rosen, die ungeachtet der geschehnisse in der welt jedes jahr wieder neu beginnen, und in einigen wochen frische, neue blätter hervorbringen werden, die ahnungslos und unverbraucht ihrem einzigen zyklus entgegensehen, ohne von den käfern und läusen etc. zu wissen, die ihnen bald auf den pelz rücken werden ...

es ist befreiend, winterlasten auszuräumen und zu entsorgen, es ist gut sich an den ersten frühlingssonnenstrahlen zu wärmen.

abschied

abschied von einem flecken, an dem wir 6 und 7 jahre lang gewohnt haben. der zufall hat uns in die selbe ecke von wien geweht, und ihr seid meine besten freunde geworden. wart es vorher schon.
vor 3 jahren bin ich weggezogen, jetzt seid ihr auch gegangen.

landeplatz3 freunde landeplatz wienblick

aber allein wegen dem besten italiener wiens (francesco, ecke bergmillergasse/linzerstraße) kommen wir sicher immer wieder hierher.
können uns nur langsam von diesem ort lösen. er bleibt ein stück leben und ein stück geschichte.

vorfreude

auf eine lange zugfahrt, auf der man aus der selbsthypnose gerissen wird, lesen kann und das land sehen, nachdenken, vielleicht neue bekanntschaft, neues und altes hinter sich lassen. dorthin, wo die sonne untergeht.
fahrkarte (auf deutsch: ticket) ausgedruckt, müll rausgetragen, wasserwechsel im aquarium und fütterautomat eingestellt, bücher ausgesucht, CDs, discman, schreibstift, notizbuch, paar kleidungsstücke, zahnbürste, rasierer, bürste.
herd kontrollieren, lichter -
türe zuziehen, absperren, und: auf wiedersehen.

unfall

heute, als der verkehr im verein mit dem gefallenen schnee wieder unfälle en masse produzierte, erinnerte ich mich an den einzigen autounfall, den ich jemals hatte:

es war in meiner zivildienstzeit, vor 7 jahren etwa. an einem freien tag war ich mit d. zu ikea nach vösendorf gefahren, und wir fuhren nun so schnell es der verkehr erlaubte - und das waren etwa 30-40 km/h- die lerchenfelderstrasse stadtein heimwärts. es war knapp vor 18h und etwa auf der halben höhe, als ich einen jungen mann sah, der am straßenrand auf meiner seite stand und in fahrtrichtung schaute, immer in fahrtrichtung. als ich etwa 2 m vor ihm war, ging er plötzlich los, über die strasse. ich bremste was ich konnte, aber da half nichts mehr: der wagen erwischte ihn mit dem rechten vorderlicht am oberschenkel und schleuderte ihn auf die windschutzscheibe. dann blieb er stehen, zu spät die bremswirkung, und das schleuderte den mann vor das auto auf die straße zurück. dort lag er dann, laut schreiend, sein linkes bein war grotesk verrenkt, ich wußte sofort daß es gebrochen war. sein gesicht war rot von blut, das ihm aus den haaren übers gesicht rann.
der motor war abgestorben, die frontscheibe ein bröselwerk, nur das autroradio lief noch. ich schaltete es aus. der verkehr rundum war völlig zum stillstand gekommen.
wir saßen drei lange sekunden einfach da und sagten und taten nichts, dann sprang d. aus dem auto und rekrutierte sofort einige zeugen, die im fall für uns aussagen würden - ich staunte, weil ich nie auf die idee gekommen wäre, ich dachte nur an das schreiende häufchen, das vor dem auto auf den gleisen der straßenbahn lag. erstaunlicherweise war ich vollkommen ruhig. ich wußte genau, was zu tun war. ich leistete erste hilfe wie es im buch steht. lagerte den verletzten richtig, fragte umstehende nach decken, ob ein arzt da wäre, bat sie die rettung zu alarmieren. eine sterile wundauflage auf seine blutende kopfhautwunde, ihm bei einhalten einer schmerzerträglichen lage helfen, bis die rettung kommt.
die war ziemlich schnell hier, fasste ihn roh an und hob ihn ins fahrzeug. ich erklärte was passiert war, gab meinen namen an, erkundigte mich noch in welches spital er gebracht wurde;
dann die polizei. ewig dauerndes protokoll, d. und ich getrennt befragt, offenbar erzählten wir die gleiche geschichte. dann endlich schluß mit alledem, zweimal ums eck biegen, und einparken. als ich ausstieg, zitterte ich am ganzen körper. erst jetzt wurde mir bewußt, wie total fertig ich war. ich musste mich setzen und trank etwa einen liter wasser, in einem zug.

ich blieb unschuldig, und der arme kerl musste auch noch den schaden am fahrzeug zahlen, leider war er nicht versichert. dem geld musste ich noch monatelang nachrennen, weil er nicht zahlen wollte, und das war nochmal so unangenehm: jetzt musste ich wegen dem leidigen geld auch noch nerven.
ich besuchte ihn im hanusch-krankenhaus, er war sehr erstaunt, weil er mich als sanitäter in erinnerung hatte und nicht als lenker. komische situation ... er erzählte mir übrigens auch, warum er plötzlich losgelaufen war: weil es fast 18h war und er noch schnell zigaretten kaufen wollte in der trafik vis a vis.
schlußendlich bekam er einen stift in die hüfte und humpelte mit krücken herum, und ich bekam einen vorladung vom polizeisekretariat in der josefstadt. sie wollten mich mit einer strafe wegen zu schnellen fahrens versehen und händigten mir einen zahlschein über 400.-ATS aus. ich staunte nicht schlecht und fragte den oberpolizisten (ein dr. jur.) dort, wie er mich wegen zu schnellen fahrens bestrafen könne, wenn ich doch nur zwischen 30 und 40km/h gefahren wäre. auf einer straße, auf der ich 50 hätte fahren dürfen. seine antwort: wenn ich langsamer gefahren wäre, wäre vielleicht nichts passiert. was für eine logik. ich fragte, was passiere, wenn ich das nicht bezahle weil ich es für ungerecht halte, und er meinte mit plötzlich klein gewordenen zornigen augen: "dann könnten sie wirklich ernsthafte probleme kriegen." ich nahm den zahlschein und meinte noch, er mache da ganz hervorragende arbeit, und ging.
ich zahlte nichts, bis ich eine mahnung bekam. dann zahlte ich die 400 S und hasste die polizei dafür, denn auch damals waren 400 S nicht wenig geld für mich.

der verkaufte tag

ein tag, an dem du im dunklen aufstehst und deine wohnung verlässt. an dem du den ganzen tag arbeitest, einmal aus einem fenster blickst und siehst: draußen scheint die sonne. du erledigst unendlich viel, hast jede kleinigkeit im griff, für jedes problem eine lösung und bist für jeden sonderfall gewappnet. du machst alles richtig, staunst über die selbstverständlichkeit mit der das alle hinnehmen, und hast folglich auch keine zeit zum essen.
ein tag, an dem du in der gleichen dunkelheit heimkommst, in der du fortgegangen bist.
ein vergeudeter tag, an dem du nicht gelebt hast: du hast die sonne nicht gesehen, hast niemandes liebe gespürt und niemanden geliebt.
ein weggeworfender tag, ein verkaufter tag.

arbeitstag

wirklich nett, die leute wieder zu sehen bei der arbeit, nach den weihnachtsfeiertagen ... das schönste daran: sie sind nicht dumm, allesamt, und sie haben humor.
da kommt freude auf, um mit hinterberger zu sprechen.

die frage

die immer wieder laut wird und neu entsteht, die wohl bis zum schluß immer dastehen und krisen, gedanken, analysen, theorien und spekulationen aufwerfen wird:
wer bin ich?

der wert von traditionen

Die schottische Universität St. Andrews kennt ein ebenso traditionelles wie verrücktes Einführungsritual für neue Studenten: den Rosinenmontag. Zu Beginn der Feierlichkeiten überreichen die Erstsemester ihren Tutoren ein Pfund Rosinen, als Dank für die Starthilfe an der neuen Uni. Danach müssen sich die Neulinge bis zum Umfallen betrinken, werden mit Rasierschaum eingesprüht, um anschließend zur allgemeinen Belustigung bunt verkleidet durch die Straßen der Stadt zu torkeln.
was für ein schönes beispiel um den wert der meisten traditionen im weitesten sinn illustriert zu sehen. und die größe der anstrengung, die es für manche menschen darstellt, sich wissen anzueignen: die dekompensation nach der übermenschlichen anstrengung ... arme wissensdurstige adepten.:)

krank

seit gestern krank. halsweh, mal stärker, mal schwächer. lärmempfindlich. schwach. nicht gesund und nicht wirklich krank.
"hämophilusinfektion" sagt ein kollege. er würde sogar wetten. für mich spielts keine rolle, wie bakterien oder andere krankheitserreger heißen, jedenfalls jetzt nicht.
ausschlaggebend das gefühl sich selbst zuzugestehen: ich bin krank. dann fällt jeglicher druck etwas tun zu müssen von einem ab, man kann spielerisch und lustvoll rumkramen, sich hinlegen, was gutes essen, schlafen, sich pflegen ... leben halt.
oder blogs lesen und staunen, was manche so schreiben ...

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