Wir könnten eine Lichterkette bilden - oder demonstrieren - oder eine Petition unterschreiben - in der Stephanskirche beten usw. ;)
In Wirklichkeit können wir nichts tun was etwas ändert.
wenn "wir" die Europäer meint, bin ich gespannt, wie weit die Lernfähigkeit reicht. Wenn "wir" Österreich meint, bin ich pessimistisch. Wenn "wir" "uns Einzelmenschen" meint, dann fällt mir nicht mehr ein, als ich hier gestern im letzten Absatz geschrieben habe.
Ich glaube nicht, dass das nichts bewirkt. Glaube also schon, dass wir etwas bewirken können. Ob es für eine Veränderung von Machtverhältnissen ausreicht, liegt an der Menge der Menschen, die das auch glauben und deren Handeln eine Wirkung haben wird.
Der Ausgang bleibt ungewiss.
Zunächst mal handelt es sich eher um Säbelrasseln von Seiten Schorsch Dabbeljuhs, denn er konnte eben nicht die Atomanlagen des Iran ausspionieren, weil der persische Geheimdienst seine "Spezialeinheit" rechtzeitig enttarnte und alles Material sicherstellte. Im Übrigen muss man sich die Nahost-Region wie ein großes Schachspiel vorstellen: Bush hat eröffnet, es kann aber gut sein, dass "das Mullahregime", wie manche Medien belieben, eine immerhin ganz demokratisch gewählte Regierung zu bezeichen, plötzlich am letzten Zuge ist...und der heißt bekanntlich schachmatt für den Gegner. Bush provoziert, denn er hat sonst offenbar keinen Kriegsgrund, der Iran lässt Kontrolleure ins Land und haben sich doch die seinerzeitigen Irak-Kriegsvorwände ganz in Luft aufgelöst. Im Iran ist man der Ansicht, dass man so einem Vorhaben gelassen entgegen sehen kann, man ist in jeder Hinsicht gewappnet.
Bleibt für uns die Frage: Wie verhält sich Europa? Und wie der Einzelne? Europäische Politiker haben sich flugs scharf distanziert von Bushs Plänen - aus Klugheit und auch wohl wegen der vielen Handels- und Kulturbeziehungen mit dem Iran - es gibt eine fieberhafte Geheimdiplomatie. Der Einzelne sollte eben nicht bei der "Lichterkettenmentalität" stehen bleiben sondern sich mal ganz objektiv und ohne kulturelle oder ideologische Scheuklappen über den Iran, dieses zauberhafte Jahrtausende alte Kulturland, informieren - reisen hilft da sehr. Ein Land, das man gut kennt, kann nicht plötzlich zum "Wegbereiter der Tyrannei" (O-Ton Condolezza!) mutieren, nicht? (Vor einigen Jahren wussten laut einer Umfrage der Washington Post an die 60 Prozent aller erwachsenen US-Bürger nicht einmal, wo der Persische Golf liegt, aber alle waren mit den damaligen Kriegsplänen ihrer Regierung einverstanden.) Ich war mehrfach dort, habe einen Großteil meiner Familie im Iran und habe noch nirgends gastfreundlichere Menschen angetroffen. Amerika hat absolut KEINEN Grund zu dieser "Kriegsoption". Es sei denn, man hat auf iranische Ölquellen und Bodenschätze Appetit...Es hilft schon, das laut und deutlich, vielleicht auch im Rahmen der Vereinten Nationen, zu sagen. Ich hoffe nur, dass es zu keiner Eskalation kommt. Inschallah!
Angel of Berlin
dass Frau Merkel dieses Mal überlegt, bevor sie nach Amerika fliegt und GW erklärt, dass SIE sofort deutsche Soldaten schicken würde, wenn die böse, böse deutsche Regierung nicht wäre....
ausgebessert:
"oder besser: persien" - ich habe noch keine perserInnen kennengelernt, die ihr land "iran" genannt haben. sie sagen alle: "ich kommen aus persien".
Die Frage ist, wann die Familie floh. Wenn bereits zu Zeiten des Schahs, werden sie Persien sagen. Das Problem besteht nur darin, daß die, die seinerzeit flohen, oft mit dem Schah-System eng verknüpft waren, und dieses wiederum war ein USA-Trabant. Die iranische Revolution unter Chomeini hatte ja nicht n u r religiöse Gründe, sondern vor allem soziale. Der Schah führte, mit Unterstützung der USA, ein gewaltsames Feudal-Regime; seine Folterkeller sind Legende. Daß nach seinem Sturz die Pervertierung in eine n e u e Diktatur bereits in Chomeinis Doktrin angelegt war, gehört in die brutalen Zynismen der islamischen Geschichte. NUR: Unter dem Schah war es für die Massen nicht minder furchtbar als heute. Das wird sehr leicht bei diesen Diskussionen vergessen.
Wiederum Menschen, die in den letzten Jahren aus dem Iran flohen, sagen tatsächlich "Iran" zu ihrem Land, meiner Erfahrung nach. Also besonders jüngere Leute, denen "Persien" ein Begriff der klassischen oder antiken Geschichte und mehr mit Alexander em Großen als mit der Gegenwart verknüpf ist.
... werden die Europäer protestieren, aber letztlich den USA-Direktiven Gehorsam leisten. Keiner wird sich trauen, aus Protest z.B. die im eigenen Land die USA vertretenden Diplomaten auszuweisen, ja man wird sie nicht einmal zum Rapport einbestellen.
Interessant, daß die Frage, ob wir wirklich Europa s i n d, wieder einmal vom Orient, der abendländischen Wurzel nämlich, abhängt. Solange wir diese Wurzel nicht begreifen und annehmen - also die ägyptische, darüber vermittelt zugleich griechische wie mosaische Geschichte und schließlich die des Islams als wesentlichem Kulturgeber für das Abendland (kein "horror et stupor mundi", also dem Staffer Friedrich II.,ohne den Islam) -, so lange wird "Europa" mehr eine Idee bleiben als Realität sein. Und die USA werden ihre Vormachtstellung behalten, die durch überhaupt nichts gerechtfertigt ist - außer vielleicht dem Jazz, der sich letztlich Afrika verdankt, und dem Pop, selbstverständlich. Bushs Krieg ist nicht einer für Freiheit, sondern ein Kulturkrieg, bei dem sich Oberfläche gegen Tiefe stellt. Psychoanalytisch gesehen, ist er sogar notwendig, weil Oberfläche von der Grundbedingung der US-amerikanischen KUltur wegsehen läßt: dem Völkermord nämlich an den nordamerikanischen Ureinwohnern. Es gibt meines Wissens keine derzeit existierende zweite Nation, die, wie die USA, ausschließlich auf dem Völkermord gegründet wäre. Die andere "Nation", die das - Göttinseidank erfolglos, aber dennoch mit furchtbarer Anzahl an Opfern - versucht hat, ist Deutschland gewesen, aber das w a r da schon (leider) eine Nation. Es wäre besser geblieben, was es wirklich i s t - und darin wiederum dem islamischen Raum vergleichbar - : Kulturraum.
In Wirklichkeit können wir nichts tun was etwas ändert.