musik

Musik ist immer auch Therapie. Ein Hospital für sie Seele.
(Christopher Hogwood)

10.11. morgens

auf einem kleinen, rot umrandeten schild weist der magistrat darauf hin, daß der parkplatz nicht bewacht ist und auf eigene verantwortung benutzt wird, im winter wird hier auch nicht gestreut. SPAR verkauft angeblich die billigste haushaltsschokolade österreichs. die hospitz-bewegung will spendengeld, die clowndoctors auch (ich gehe täglich im AKH ein und aus, und habe - außer beim geld sammeln - noch nie einen einzigen in aktion gesehen). karl lagerfeld und cindy crawford werben für h&m.
hinter einer imbißbude bei der u-bahn-endstelle steht ein mann in gekrümmter haltung, etwa 50 jahre alt. sein körper zuckt, schluchzend und erbrechend. jugendliche stehen quatschend und prahlend direkt am rolltreppenaufgang und kümmern sich einen dreck, daß andere fahrgäste die rolltreppe benützen wollen.
gusenbauer ist startklar, leitl lohnt sich. er behauptet, kleine betriebe gestärkt zu haben, standorte gesichert etc. etc. strache macht wien zur sichersten stadt der welt. häupl gesteht, daß er in diese stadt verliebt ist, und kennt außerdem plätze in wien, die er am liebsten geheimhalten würde. die stadt wien verschenkt ab 16.11. tausende miserable taschenbuchausgaben eines simmel-romanes, am 14.11.ist der tag des apfels.
eine schulklasse folgt mir in die mitte der u-bahn. obwohl ich bewußt drei waggons weiter vorne eingestiegen bin um dieser unfreiwilligen feldstudie zu entgehen, steigen auch sie dort ein: kleine kopien ihrer erzeuger, aggressiv und hochgradig unzufrieden, sexistisch und besitzgieriger als ihre eigenen eltern. eine neunjährige schreit mir ins linke ohr während ich schreibe, sie sitzt mit ihren freundinnen im viererbob hinter mir. gegenüber ein etwa gleichaltriger junge, der mit schwerem balkan-akzent erklärt, wie scheiße einfach ALLES ist.

das wasser der alten donau ist ruhig; die strandbäder leer, mit farbigem laub auf den friedlichen, einsamen lagerwiesen. das VIC und die hochhäuser auf der platte sehen unwirklich aus, wie die szenerie eines pc-games.
weit hinten, die hügel und kuppen des wienerwaldes, kahlenberg und leopoldsberg, sind weiß vom ersten schnee.
mir ist kalt.

europäisches kino

wenn ich "der pianist" (polanski) sehe, fällt mir ein, daß ich doch gerne in europa und ein europäer bin. wenn szpilman in der zerbombten villa chopin spielt, fast verhungert und erfroren, aufgefordert vom (guten) dt. offizier, dann kann ich nicht anders als das tun, was szpilman im film nur einmal tut: weinen.

edit:
verglichen mit "schindlers liste" ist dieser film ein kunstwerk.
der einzige störende faktor im "pianist" ist dieser holocaust-genre anstrich, den er sich nicht verkneifen konnte, was ich schade finde. aber da sind szenen, die ich zu den notwendigsten und (ich muß dieses wort nehmen, dieses) b e s t e n mir bekannten filmszenen überhaupt zählen muß.

paul sagt

"ich bin nicht clever, sondern cool."
was soll ich darauf antworten?

ad schwachsinn und USA

klare worte in diesem interview. man hat das gefühl, als würde das halbe gehirn in lähmung verfallen, wenn man es liest. wer in einer lage, wie sie sich im nahen osten durch jahrzehntelange fehl- bzw. eigennützige politik gewachsen, präsentiert, mit aggressiver politik punkten will, muß auf beiden augen blind sein. die selbe einfache voraussicht, die mir die folgen des US-krieges gehen den irak so vorführte, wie sie sich jetzt quälend vor unseren augen vorwärtstreiben, die selbe voraussicht sagt mir, daß jegliche gewalttätige oder politisch unintelligente eingriffe in die prozesse des nahen ostens unvorstellbare katastrophen auslösen können. das schlimme ist, daß die gruppe von entscheidungsträgern, die an der macht sind, gerade diese katastrophen will - bewußt oder unbewußt. und daß die mehrheit des amerikanische wählervolkes diese zu erwartenden taten befürtwortet, ja erst ermöglicht.
bushs gesamte aktivität seit 9/11 ist durch seine wiederwahl von den wählern unterschrieben und bestätigt worden, und für seine "four more years" ist die wahl als eine blankounterschrift für alle künftigen aggressiven akte zu sehen. niemand wird ihn aufhalten, und die nagelprobe für die EU wird -- hoffentlich positive (ich glaube es deshalb nicht, weil es keinen grund gibt, das zu glauben) -- überraschungen bringen.

warum hat es so kommen müssen? warum dieser rechtsruck auf der ganzen welt?
warum sieht man einer rechtslastigen partei fehler, auch schwere fehler quasi mit einem augenzwinkern nach, während eine linke partei bei jedem kleinsten ausrutscher komplett das gesicht verliert? weist das auf eine "naturnähe" der meisten menschen zu konservativen parteien hin? und wäre das wiederum ein indiz für die ängstlichkeit und gedankenlosigkeit der mehrzahl der menschen?

rotgrün

wie wohltuend, eine rot-grüne regierung im amt zu sehen. wenn auch in deutschland. und im hintergrund wetzen die machtgeilen hyänen der rechten parteien, und spucken gift und lügen, um das nächste mal selber dran zu sein. szenen aus dem tierreich.

tod in ...

die geschichte von mann's "tod in venedig", mit beliebiger stadt (vorzugsweise im süden) ist deshalb so bekannt, weil sie einen neuralgischen punkt trifft (etwa wie hesse's "klein und wagner"). damals wie heute. die vorstellung, in eine andere stadt zu fahren, und dort nach anfänglichem (intensiven) leben dem tod zu begegnen, ist faszinierend und ein großes thema. a.n.herbst in seiner "sizilischen reise" nimmt es ebenso auf.
immer im herbst (die jahreszeit ist jetzt gemeint) regt sich dieses motiv bei mir, und ich genieße das nachsinnen darüber sehr.

gunst

oh, wie ich den freien amerikanern, die ihn gewählt haben, diesen volltrottel gönne!
(nur dem rest der welt gönn ich ihn nicht)

sinne, zitternd

mir zittern die Sinne. Ich fühle: ich kann -
und ich fasse den plastischen Tag.
diese worte rilkes liefen plötzlich in meine großhirnrinde, wie eine patroullie.
wie die tage verschieden sind, wie man einmal fast nur rational lebt, dann wieder ganz mit den sinnen; aber nicht den bewußtlosen sinnen, sondern im bewußtsein, das glasklar die wahrnehmungen der sinne beobachtet und selbst gestalten will - alles andere interessiert dieses bewußtsein nicht.

unerträglich

die worte gerhard schröders zum bush-sieg. als würde man nicht mit einem iran-krieg rechnen müssen und diskriminierungen aller arten; als wäre jetzt die zeit der freundschaft angebrochen ...

öl, rüstung, pharma

ein wr. börsenfuzzy nannte in einem interview der ZIB eben die drei branchen ölindustrie, rüstungs- und pharmaindustrie in einem atemzug, als er darüber berichtete, welche börsenkurse heute angezogen haben.

bild statt worten



(>>quelle)


edit:
in diesem diagramm sieht man deutlich, in welchen regionen die bush- und kerry-wähler leben. wenn man sich eine physische karte drüberdenkt, müsste es klingeln.

drinnen und draußen, leben und schreiben

Jelinek: "Es geht darum, dass man als Autor immer draußen, nicht drinnen ist. Weil man nicht leben kann, muss man schreiben." - so jelinek über ihre nobelpreisrede ("im abseits"), die auf videoleinwand in stockholm gezeigt werden wird und verg. wochenende laut standard bzw. news bei ihr zuhause aufgezeichnet wurde.

sehen sich alle schriftsteller mit/in ihrer arbeit dem leben gegenüber gestellt bzw. außerhalb desselben stehend? nur für die zeit der arbeit oder auch außerhalb derer?
thomas berhard sagte in einem interview, wenn er sich wohlfühlt, schreibt er nicht. er würde sich doch nur das wohlbefinden dadurch verderben.

können schriftsteller nicht leben? oder nur nicht leben, ohne zu arbeiten? (hesse wurde etwa vorgeworfen, er flüchte sich in seine(r) arbeit vor der welt und der realität. er meinte darauf, wieso eigentlich gerade er das gefragt werde; wieso nicht jeder andere mensch genauso als "vor dem leben flüchtend" gesehen werde könne, wenn er arbeite, musik höre etc ...)
kann man seine persönlichen probleme zur "allgemeinen thematik" erheben?
was heißt eigentlich "leben können"?
wer kann leben? ist leben können genormt, definiert?
sind lebenskünstler maßgebened? oder karrieristen?
entscheidet das einkommen?
der bekanntheitsgrad?
das subjektive wohlbefinden?

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