worte

huxley

ein zitat von a. huxley, das gerade jetzt hohe aktualität hat, ob es sich nun um politiker-gerede oder usnere zwischenmenschl. kommunikation handelt.
"Es sollte ein Verfahren geben zum chemisch Reinigen und Desinfizieren von Wörtern. Liebe, Reinheit, Güte, Geist - ein Haufen Schmutzwäsche, der auf die Wäscherin wartet." - Geblendet in Gaza

osterresümee

der papst beginnt die osterfeierlichkeiten mit fußwaschungen, was ja sicher vom hygienischen standpunkt aus keine schlechte idee ist (und ihm und seinen armani-schuhen sicher auch guttut). gestern "12 monkeys" mit paul geschaut und gemeinsam fasziniert von den folgegedanken und interpretationsmöglichkeiten, die man so anstellen kann. etwa: ist der papst auch ein affe? wos was ma.
es klärt jedenfalls auf, der himmel lässt tiefe blicke zu, nur der wind bläst hier draußen bei mir noch immer ungemütlich kalt und heftig.
ich werfe nun fast wöchentlich ein glas runter, es steht mir also enormes glück bevor, das ich auch gut brauchen kann (es beginnt damit, daß ich mich nicht einmal geschnitten haben beim zusammenkehren der splitter).
ansonsten im osten nichts neues. der finanzielle druck wächst wieder mal weit über die erträglichkeit hinaus, aber selbst ebay-verkäufe bringen weniger als gedacht. für geld muß man eben ein händchen und ein seelchen haben, und das habe ich leider nicht. kismet.

märz kann kommen

hier ist der schnee geschmolzen, und unter den schneeflecken finden sich die exkremente des vergangenen jahres: zerfetzte feuerwerkskörper, sektkorken, müll, plastikfetzen jeder art, hundescheiße und tonnen von streusplit ... die illusion, durch den schnee vermittelt - ist fort. erinnerungen müssen jetzt nicht sein, nein. im vergangenen jahr ist die welt spürbar älter geworden. und älter heißt:
desillusionierter. verwundeter. trauriger. erfahrener. erstaunter. mißtrauischer. elender. aber auch jünger. klarer. entschlossener. sterbensfähiger.

a. huxley, 1961

"In der nächsten Generation wird es eine pharmakologische Methode geben, um Menschen dazu zu bringen, ihr Knechtschaft zu lieben und Diktaturen ohne Tränen hervorzubringen, so zu sagen, die Entwicklung einer Art schmerzloser Konzentrationslager für ganze Gesellschaften, so dass der Menschheit ihre Freiheiten genommen werden und sie es sogar genießt." - Aldous Huxley, Rede bei der California Medical School in San Francisco, 1961

(Original engl.: "There will be in the next generation or so a pharmacological method of making people love their servitude and producing dictatorship without tears, so to speak, producing a kind of painless concentration camp for entire societies so that people will in fact have their liberties taken away from them but will rather enjoy it.")

edit: - wie ich mir die mediziner vorstellen kann, die da 1961 im auditorum saßen: zynisch den kopf schütteln, der wirre alte mann, was er da wieder redet ...

der ewige kreislauf von schweinereien

aufschlußreiches interview in der "zeit" mit handke, mit vielen stellen, die man rausstreichen könnte. eine davon:
handke: Ich bin fast der Überzeugung, ich betone das Wort fast, dass der philosophische Begriff von Geschichte ein Euphemismus ist. Geschichte ist nicht zu denken. Hegel hat daraus einen Denkbegriff gemacht, das ist für mich ein Schmäh. So wird Geschichte nur zum ewigen Kreislauf von Schweinereien. Ja, es gibt Fortschritte, Fortschritte der Menschenrechte, auch technische Fortschritte, aber jeder Fortschritt erzeugt woanders eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass die Urzeit schlimmer war. Heute ist es nur anders schlimm oder anders gut.

stoiber, der seher

stoiber: " ich sehe aber auch sehr deutlich, daß für mich eine koalition mit den grünen nicht sichtbar ist."
das klingt ja fast österreichisch.

zweifel

Wir müssen doch nicht alles machen, was wir können.
Nein, wir müssen es nicht.
Aber? Aber wir werden es machen.
Und weshalb?
Weil wir nicht ertragen, wenn der kleinste Zweifel bleibt, ob wir es wirklich können.

(Hans Blumenberg)

spanien

Als ich 1953 als Zwanzigjähriger zum ersten Mal nach Italien kam, glaubte ich, alles gefunden zu haben, wonach ich, unbewußt, gesucht hatte. Der mediterrane Glanz traf mich wie ein Blitz, das gesamte Leben war ein geniales, öffentliches Theater zwischen den achtlos hingestreuten Dekorationsstücken einer vieltausendjährigen großen Kultur. Farben, Speisen, Märkte, Kleidung, Gesten, Sprache, alles schien raffinierter, bunter, lebhafter als in dem flachen nördlichen Delta, aus dem ich komme, und zog mich in seinen Bann. Spanien war danach eine Enttäuschung. Unter derselben mediterranen Sonne schien die Sprache hart, die Landschaft dürr, das Leben derb. Es schien nicht zu fließen, war nicht angenehm, war auf eine widerspenstige Weise alt und unnahbar, mußte erobert werden. Heute habe ich eine ganz andere Einstellung dazu. Italien ist noch immer ein Traum, aber ich habe das Gefühl – es ist kaum möglich, über diese Dinge zu sprechen, ohne in eine fast mystische Sprechweise zu verfallen -, daß der Charakter Spaniens und die spanische Landschaft dem entsprechen, "was mich ausmacht", bewußten und unbewußten Dingen in meinem Wesen, dem, der ich bin. Spanien ist brutal, anarchistisch, egozentrisch, grausam, Spanien ist bereit, sich für einen Unsinn in den Ruin zu stürzen, es ist chaotisch, es träumt, es ist irrational. Es hat die Welt erobert und wußte damit nichts anzufangen, es steckt in seiner mittelalterlichen arabischen, jüdischen und christlichen Vergangenheit fest und liegt mit seinen eigensinnigen Städten, eingebettet in diese endlosen, leeren Landschaften, da wie ein Kontinent, der an Europa hängt und Europa nicht ist. Wer nur die Pflichtrundfahrt gemacht hat, kennt Spanien nicht. Wer nicht versucht hat, sich in der labyrinthischen Vielschichtigkeit seiner Geschichte zu verlieren, weiß nicht, welches Land er bereist. Es ist eine Liebe fürs ganze Leben, das Staunen hört nie auf. (cees nooteboom "der umweg nach santiago")

auch das führt mich wieder zur freiheitsidee, vielleicht auch zur idee der utopie, die angeblich immer scheitern muß ...

spuren hinterlassen

die vielen milliarden menschen, die auf der erde gelebt haben und spuren hinterlassen haben.

auf den ersten blick sehen wir nichts außer kulturellen spuren:
bücher, kunstwerke, archäologische artefakte etc.; (oder verseuchte landstriche, bombenkrater, ...)
aber die spuren sind überdeutlich. alles maskierend:
wir alle, wir menschen sind die spuren.

ein tag wird kommen

mit etwa 14 oder 15 jahren stellte ich mir mit großer dringlichkeit die frage: was würden die menschen machen, wenn mit einem schlag von heute auf morgen alle große kunstwerke der kulturgschichte verschwinden würden - was würden sie tun?
würden sie alles nochmals machen, würden sie freier arbeiten, ohne den ballast der vergangenheit erst die richtige chance zu einer neuen kreativität nützen können?
oder würden sie nichts tun, nichts außer geld anhäufen, fernsehen, kino gehen, saufen, rumvögeln, ins all fliegen, neue maschinen bauen etc ... und damals war ich gutgläubig und einer von den naiven (das bin ich ja wohl heute noch) und unverbesserlich optimistischen: ich war überzeugt, ja, sie würden es wieder tun, nicht genau gleich, aber ähnlich. sie würden perfekte meisterwerke hinkriegen, beeindruckende kathedralen bauen, schlösser, gärten anlegen und so weiter.

als ich eben diese meldung las, wurde mir aber endgültig klar: nein, würden sie nicht.
und wenn es von heute auf morgen keine nachrichtensendungen mehr gäbe, kein internet und kein global village - sie würden das alles tun, was sie im tv gesehen haben, sie würden alles tun, was sich die menschliche phantasie nur gebären kann. aber die zeit der kunstwerke und kulturen ist vorbei, für immer.

die zukunft, die wir erwarten können, lässt alles offen: furchtbarste fehlentwicklungen (es leitet uns niemand mehr an, keine eltern, keine lehrer, keine götter), massaker, terrorakte, brutalitäten und grausamkeiten. und natürlich wird es hier und da eine oase von menschlichkeit geben; aber der schleier, der sich über die erde gesenkt hat ist ein grauer, schwarzer, freudloser. vampiristisch, gierig, skrupellos, unbarmherzig und sadistisch.

manchmal denke ich mir (und ich bin schon lange aus der kirche ausgetreten, habe mit diesem verein nie etwas zu tun gehabt, bin nicht gottgläubig etc...), wir sollten uns hinsetzen und beten. einfach beten, wie die tibetischen (und viele anderen) mönche es täglich tun seit jahrhunderten, um die negativitäten der westlichen welt auszugleichen, damit es kommen kann, eines tages, über das ingeborg bachmann sagte:

"Und ich glaube nicht an diesen Materialismus, an diese Konsumgesellschaft, an diesen Kapitalismus, an diese Ungeheuerlichkeit, die hier stattfindet . . . . Ich glaube wirklich an etwas, und das nenne ich "ein Tag wird kommen". Und eines Tages wird es kommen. Ja, wahrscheinlich wird es nicht kommen, denn man hat es uns ja immer zerstört . . . . Es wird nicht kommen, und trotzdem glaube ich daran. Denn wenn ich nicht mehr daran glauben kann, kann ich auch nicht mehr schreiben."

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