worte

eben beim laufen

vorbeilaufen an gemähten kornfeldern, an deren weit entfernten rändern die bauern hausgroße quader aus stroh errichtet haben; weiter vorne nasse bezirke der straße, wo die bewässerungsstrahlen hinreichen. dort begleiten mich wiederkehrende regenbogen (kurosawa: "träume") und kühle tropfenschauer, und wenn ich diese dunkelgrauen augen und münder überquere, spüre ich die kühle und feuchtigkeit, nach der jeder zentimeter ausserhalb der dunklen kreise hier und in den feldern lechzt.
das schwitzen ist angenehm, selbst wenn die flüssigkeit durch die brauen in die augen rinnt, es geraten auf einigen ebenen dinge in bewegung. auch die gedanken beginnen ihre kreisbahnen zu verlassen und laufen neben mir her, meine schatten. die ideen wehen wie kühler wind durch meine stirn; und ich lächle trotz des schweißes, weil ich mich wieder lebendig finde, wo mich schon die angst vor dem verschwinden gepackt hatte. aber ich war da, immer, nur letztens nicht zu sehen für mich, weil mir wattebauschen und schaumwolken den blick verstellt hatten.

in der nacht

daß wir in der nacht nicht in eine art hypnotischen schlaf verfallen, eine kälte- oder schlafstarre; daß wir aufbleiben und die nacht erleben können, ihre kühle luft atmen, das spärliche licht in den augen sammeln und multiplizieren, eingehüllt sein und beschützt sein von ihr, der nacht.
den grauen katzen farben geben. den fernseher ausgeschaltet lassen, die erinnerungen aus den tiefen und weniger tiefen kommen hören und zu leben beginnen, im inneren. im schutztuch der nacht, das einen hält, bis man zusammensinkt.

easy & light

easy und light sind die sommermonate des jahres zweitausendvier. auf der ganzen welt lässt man die verunsicherung und die angst vor terror und krieg wachsen. das vertrauen in die politiker ist grundlegend erschüttert, um nicht zu sagen: verspielt, man sieht in ihnen meist korrupte lügner die ihr amt mißbrauchen um sich persönlich zu bereichern. auch die sich rasch installierende europäische union hat die wähler nicht überzeugen können, auch dort haben gewinnorientierte globalisierer und konservative sackgassengucker die mehrheiten, und es wird gelogen und geklaut, was das zeug hält.
das geht alles leicht, ohne verkrampfungen, denn über die jahre sind wir die zunehmenden ungeheuerlichkeiten gewohnt, wo früher ein minister selbstverständlich zurücktrat lächelt er heute in die kameras und lobt seine eigene „arbeit“, sein geschick und sein können, sowie das einer parteifreunde.
es ist eine große anstrengung, die viel zeit in anspruch nimmt, wenn man die lügen durschauen lernt und die wahrscheinliche wahrheit dahinter in den blickwinkel bekommen will, und dafür wollen vierzigstunden-arbeiter keine zeit haben, wenn sie außer der arbeit auch noch ihr eigenes leben wollen.
easy und light schicken präsidenten tausende soldaten in ölregionen, um den rohstoff für die nähere zukunft zu sichern, und ebenso light werden entscheidungen gefällt, die das leben von millionen menschen grundlegend ändern.
leicht, weil ohne ernsten widerspruch und ohne widerstand. die meisten menschen scheinen ihren lebenswillen verloren zu haben, abgestellt in einer surrogatenkammer der programmierten, subliminierten und oktroyierten bedürfniswelten, die sie kopfschüttelnd und fast emört für ihre ureigenen halten, wenn du sie auf die wirklichkeitstopographische merkwürdigkeit dieser puzzle-persönlichkeiten ansprichst … kein widerstand, denn widerstand ist zwecklos. wir sind glücklich; es geht uns gut.
easy & light ist die musik, die uns bei laune hält, die softdrinks die unseren durst anfachen, die kontakte zu unseren mitmenschen, solange sie keine wesentlichen dinge berühren.
easy ist die bank, der ich in zukunft die sollzinsen zahle und light der chello-account, mit dem ich diese worte hier in den cyberspace schicke. was für ein sommer!

kälte und regen

der anhaltende regen und die kälte kriecht mir in die glieder und hinterlässt ein invalides gefühl, von dem ich nicht sagen kann ob es der enttäuschung über den ausbleibenden sommer entkrochen ist oder wirklicher krankheit. aber ich bin mir sicher, daß ich letztes jahr mindestens die hälfte der hitze und der sonnenscheindauer für heuer beiseite gelegt hätte, wenn ich DAS geahnt hätte...

kühler morgen

kühler morgen in diesem sommer, der dem vergleich mit dem vergangenen niemals standhalten wird, kühl und schön.
der tag sieht jetzt schon alt aus, wie aus einer erinnerung an einen vergangenen tag: als hätte er sich nicht mehr reinigen können während der nacht auf heute, als wären seine ressourcen erschöpft.
in der sonne stehend spürst du jetzt schon, was sie bringen könnte, wenn wolken und wetter mitspielen würden. mit meiner kaffeetasse in der hand blinzle ich in das licht und frage mich, was heute und in der unmittelbaren zukunft anliegt, wodurch mir der tag genommen werden wird, was meine unschuld verschwinden lässt, meine lebenszeit stiehlt, mich versklavt, mich deformiert.
während ich mit der zunge über die zähne fahre, lobe ich in gedanken meinen zahnarzt und sehe einmal mehr die richtigkeit des satzes, daß die zähne ein spiegel des gesundheitszustandes des gesamten organismus seien. demnach bin ich sehr gesund.
einen stock tiefer raucht jemand eine zigarette, unvorstellbar für mich, auch zu raucherzeiten immer unvorstellbar gewesen so früh morgens schon einen zigarette zu rauchen. der geruch scheint mir wie ein ein signal eines einsamen menschen in der nähe, der rufen möchte "hier bin ich, ich bin auch da", aber es sich verbietet, seine emotionen zu artikulieren, daher also rauchzeichen gibt.
der bambus auf der terrasse biegt sich im wind, sinnbild des richtigen verhaltens, "the watercourse way": taoistische weisheit, im scheinbaren widerspruch zum leben, das wir in den städten führen.
ich gehe zurück in die wohnung und sehe auf die uhr.

dumme geschichten

"Wie kommt es, daß gerade mir immer Geschichten erzählt wurden? dachte ich. Man mußte es mir doch ansehen, daß ich von vornherein nicht damit einverstanden sein konnte. Und trotzdem wurden mir immer wieder die dümmsten Geschichten mit einer solchen Ruhe erzählt, als könnte man sich gar nicht vorstellen, ich würde ihnen anders zuhören als ihr Komplize."
(Handke, "Der kurze Brief zum langen Abschied")

der horizont

da die welt in unordnung gerät, braucht der mensch eigentlich nur noch den horizont. und alles andere kann er sich dazuerfinden. wenn ich dann zurückkommen sollte, bin ich sicher, daß ich einen ausweg gefunden habe. (f. hundertwasser)

reagans letzter kampf

"seinen letzten einsamen kampf mit der alzheimer-krankheit hat ronald reagan gestern verloren."
der letzte satz eines orf-beitrags in der aktuellen ZIB1 zu reagans gestrigem tod.

aber nein. und was ist mit uns, wenn wir sterben? verlieren wir dann auch den kampf mit dem tod? aber sowas.
und wenn das alles gar kein kampf ist? folglich niemand gewinnt oder verliert?

Aus der Mitte entspringt ein Fluß

Am Ende fließen alle Dinge ineinander; und aus der Mitte entspringt ein Fluß.
Der Fluß wurde bei der großen Überschwemmung der Welt begraben
und fließt aus dem Keller der Zeit über Steine.
Auf einigen der Steine befinden sich zeitlose Regentropfen;
unter den Steinen sind die Wörter, doch einige Worte wird man nie verstehen.
Ich kann mich dem Wasser nicht entziehen.


(die letzten sätze des gleichnamigen filmes von r. redford)

irland oder kreta,

das ist hier die frage!

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Das Erschreckende an der Corona-Thematik sind die Medien(!!),...
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