wahrnehmungen

tage wie heute

was sich gestern durch akkumulation aufgebaut und sich insofern schon angekündigt hat, löst sich heute, in schubähnlichen episoden. der warme, fast schwüle tag verehrt mir, dem chronisch schlafdefizitären, einen feinen kopfschmerz, unter dessen hartnäckiger chirurgie ich durch den tag tapse. aber alle hindernisse lassen sich nehmen oder umschiffen;
auf dem heimweg kommt mir beim haas-haus bundeskanzler schüssel entgegen (mir fällt ein comic ein: schüssel tanzt filigran durch die landschaft, im tütü, und die sprechblasen sagen "ich kanzle gern, ich kanzle gut" etc.), den ich an dieser typischen mächtigen-aura schon spüre, noch ehe ich ihn wirklich sehen kann. so klein ist er gar nicht, und solange er nicht neben seiner neuen außenministerin hergeht, wirkt er auch nicht so. die krankheit aller eitlen machtmenschen hat ihn ganz in der hand: rundumblickend tänzelt er unkoordiniert durch das zentrum wiens, immer kontrolle - ob er auch von den anderen erkannt wird. die begleitende frau an seiner seite wirkt wie zufällig im bild; unwichtig; und austauschbar (wer sie war, weiß ich nicht).
eine weiß bemalte und phantasievoll bekleidete junge frau steht auf einem kleinen podest mitten auf dem stephansplatz und tut so, als würde sie mit den tauben sprechen.

später, im großen büchermarkt in der wollzeile höre ich eine kundin zur frau am info-pult sagen. "heans, soi i von dera jelinek a buach kaufn? ich meacht ana jungen dame no wos dazuaschenkn, des buach ibas frühmittlalter hob i eh schon. oda blamier i mi do, wenn ich wos von dera kauf? wos hotn de gschriebm? wöchas ko man do nehma?" die frau am infopult (buchhändlern?) meint, ja, man sei über die jelinek geteilter meinung, aber wo sie doch den nobelpreis gewonnen habe, werde es der jungen dame bestimmt nicht schaden, sich mit jelinek auseinander zu setzen. die kinder der toten, die klavierspielerin. "jo, die soi sowas ruhig a lesn, die junge dame, genau" sagt die kundin. ich gehe breit grinsend an ihr vorbei die treppe hinauf ins stockwerk. wäre ich nicht in wien, das würde ich an wien sehr vermissen.

dann im bus wird geheizt, die kleider kleben am körper und die haare kleben auf der stirn (spätestens wenn es wirklich kalt wird, heizt kein buschauffeur mehr), die handys klingeln pausenlos und überlaut. ein etwa 16jähriger ohne haare auf dem kopf hämmert nervös eine pringles-dose auf sein knie. ich denke mir "du vollidiot", sage aber nichts, sondern mache mir selbst nur einmal mehr klar, wie wichtig es ist, seinen humor und eine ausgeglichene stimmung zu bewahren.
der bus rollt durch die schlaglöcher als wäre er böse, und es ist nicht der bus sondern der chauffeur. und es sind keine schlaglöcher, sondern tiefer liegende kanalgitter. was wieder sinnigerweise auf wien verweist, kanal und kanalbau.
da wäre das wienflußkanal-projekt, daß eben begonnen wurde. mindestens 82,7 mio. euro werden dabei verbraten -- aber das ist eine andere geschichte. die nicht mehr zum heutigen tag gehört, für mich.

einsamkeit, alleinsein

das stichwort gab mir frau miss, indem sie auf meine angenommene armut und einsamkeit und wiederholt schon auf meine tätowierung am arm und mein schlumpfwesen hinwies.
ich weiß, daß sich sehr viele menschen vor einsamkeit und alleinsein fürchten (natürlich auch diese begriffe synonym verwenden) und meinen, es wäre etwas, wofür man sich schämen oder dessen man sich schuldig fühlen müsse. die dann auch sagen - um jemanden zu verletzten (mit einem fünkchen populärpsychologie) - was er doch für ein einsamer, armer mensch sei. weshalb man ihm dann (subtext) auch seine sager etwas nachsehen kann ...

aber mit dem einsamsein ist es wie mit allen dingen: auf die dosis kommt es an; die dosis bestimmt, ob etwas wie gift oder als arzneimittel wirkt; das wissen wir spätestens seit paracelsus, und diese erkenntnis ist selbstverständlich auch auf den emotionalen und psychischen bereich anwendbar. ich fühlte mich davon jetzt nicht betroffen, weil ich meine dosen an einsamkeit recht bewußt reguliere, also diesbezüglich keine krisen mehr erlebe (wie etwa mit 18/19). aber was mich erstaunt, ist eben der alltägliche sprachgebrauch und die damit zur schau gestellte eigene einstellung zu einsamkeit und alleinsein.
alleinsein ist ja etwas ganz anderes und durchwegs positiv besetztes: all-ein-sein, ein einheitsgefühl mit allem. wunderbar, und leider zu selten erlebt, aber doch oft annäherbar (natürlich ohne hilfe von drogen etc. :)).
einsamsein hingegen sehe ich als symptom; als symptom, das die möglichkeit bietet, sich bestimmter inhalte, tatsachen etc. bewußt zu werden; oder auch nötige erlebnisse ermöglicht, das einen immer wieder auf kurs bringt, wenn man die dosis an einsamkeit, alleinsein oder menschen nicht bewußt gesteuert hat, sondern sich mehr von "gruppenevents" oder betäubenden aktivitäten mitziehen lässt.
arm ist immer der, der sich mit einsamkeit oder schmerz nicht produktiv auseinandersetzen bzw. nur dumpf daran leiden kann. und diese symptome nicht für sich verwenden kann, sie daher mit angst und ablehnung belegt.
ich sehe mittlerweile beides positiv in mein leben integriert, einsamkeit und alleinsein.

die schattenseiten seien auch nicht verschwiegen: man läuft gefahr, sich durch enttäuschungen mit menschen (zu hohe ansprüche, idealismus oder ideologie) in einsamkeit und alleinsein zurückzuziehen, und kann dann in einer kultivierten isolation eine seifenblasen-identität entwickeln, die nur in den eigenen vier (bzw. sechs) wänden und in abwesenheit jeglicher anderer menschen funktioniert - ein "falsches selbst", das sich nicht im sozialen kontext gebildet hat und sich dort auch nicht bewähren kann (realitätsverlust).

wie gut

ist es doch, nach ruhelosen tagen endlich still in der wohnung zu sitzen, zuzusehen wie die letzten sonnenstrahlen an den fensterrahmen und scheiben lecken. stilleben zu beobachten; die unordnung in der wohnung liebevoll zu betrachten und die stille nur vom netzteil des PCs und vom kühlschrank gestört hören. was ihr aber deutliche konturen verleiht.
heuer habe ich die fenster kein einziges mal geputzt, das sehe ich plötzlich überdeutlich; aber nicht störend. trotzdem werd ich das demnächst erledigen. dann wird es heller sein in meiner wohnung.
was mich seit tagen immer wieder beschäftigt, verstehe ich auch heute nicht wirklich. wieso ist die wahl auf sie gefallen? die müssen sich dabei doch etwas gedacht haben, was aber nur?
aber es gibt wichtigere dinge: etwa meine pflanzen zu gießen, sie haben schon lange kein wasser mehr bekommen.

die hitze wirkt

heilsam, weil sie das denken abstellt. gewissermaßen wie ein narkotikum. das leben wird körperlicher und weniger abstrakt, was wirklich gut ist, eine zeit jedenfalls.
kurz: der sommer ist allein durch die hitze erholsam.

den eigenen weg gehen

ein artikel zu hermann hesse von anke velmeke, der mich berührt, als hätte ich auf dem dachboden eine kiste mit meinen schätzen aus der vergangenheit gefunden, und mitten drinnen einen kleinen diamant.

altes papier

wühlen in alten papieren kann ungewollte folgen haben:
wie maden aus leichenresten kriechen die emotionen aus ihnen, haften sich an mich und holen erinnerungen hervor, die nicht immer angenehm sind ... darum hab ich diese papiere auch über viel viele jahre mitgeschleppt, von wohnung zu wohnung, und nie weggeworfen, weil sie noch ihre rechnung darlegen wollen, wie ich immer wußte.
"das leben ist ein pensum zum abarbeiten"- wie mir eine tante schrieb, wochen bevor sie starb. damals verstand ich es so, wie man binsenweisheiten versteht bzw. als wahr anerkennt ... jetzt ist das anders. jetzt kenne ich keine vergeudete zeit mehr, allem lasse ich seinen sinn innewohnen und versuche mich hier und da einer offenen rechnung zu entziehen, wissend daß sie geduldig sein wird: sie wartet, und wartet.
nicht zu vergessen: die karthatische wirkung eines solchen tuns.

gestern im regen

die schönen dinge geschehen immer ungeplant und ungewollt. und aus unersichtlichen gründen heraus.
wie jetzt eben, in ein gewitter gelangt:
nass vom kopf bis zu den schuhen bin ich plötzlich sieben jahre alt und erlebe die leichtigkeit der vergangenheit wieder. aus den fesseln der zeit herausgezogen ist es der moment des augenblickes. hellwach und lebendig bin ich, eins mit dem regen, der kühler werdenden luft, den hohen bäumen im park, den wasserlachen und den grauen wolken.
nur die lauten automotoren und die emotionen der lenkerInnen sind fremd hier, sie gehören nicht in diesen augenblick.

eu-wahlen, oder was?

in deutschland meint man, die regierung zum rücktritt auffordern zu müssen, hierzulande tönt es unter anderem so.
es wird auch über neuwahlen und den zusammenbruch der koalition in österreich spekuliert.
das waren doch wahlem zum eu-parlament, oder hab ich was verpasst? alle tun so, als wäre es nationale wahlen gewesen. kapier ich nicht.
ich hätte jedenfalls bei einer nationalratswahl ganz anders gewählt als bei dieser EU-wahl, nicht zuletzt auch weil es um ein anderes parlament geht, um andere themen, die situation eine ganz andere ist. das ist aber scheinbar nicht so. oder doch?

jennifer nitsch

laut spiegel hat sie sich aus dem fenster gestürzt und ist tot. sehr alt war sie noch nicht.
wenn man menschen aus dem TV "kennt" und von ihrem tod/selbstmord erfährt, ist das merkwürdig bewegend. daß zur selben zeit namenlose die menge sterben, lässt einen natürlich aber kalt: man weiß es zwar, aber man verbindet kein gesicht, keinen namen, keine emotion damit.
was muß in einem menschen vorgehen, daß er seinem leben selbst ein ende setzt?

rituale

der orf zeigt eben in seinen programmen orf 1 und orf 2 skurille, in krassem gegesatz zu unserer lebenswelt stehende ereignisse:
eine hochzeit spanischer adeliger in madrid und den katholikentag in mariazell.
symbolisch für österreich: in posen und ritualen erstarrt. in der vergangenheit verhaftet.

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Sturheit und Dummheit
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Corona und 2020
Das Erschreckende an der Corona-Thematik sind die Medien(!!),...
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