das gewicht des lebens,

und seine leichtigkeit

wegen meiner eigensinnigkeit und gedankenlastigkeit habe ich wenige freunde. meine besten sind gerade in einer großen krise wegen einer schweren erkrankung eines der partner. gestern war der tag X, die unumgängliche operation fand statt.
diese drei tage, der tag davor, der tag der op und der erste tag danach waren von ungeheurer dichte und nervlicher anspannung. große teile der tage war ich mit den beiden zusammen und wir sprachen über alles, was es zu besprechen gibt. über dinge, die meist gemieden werden, offen und ehrlich, und diese drei tage haben nicht nur das leben der kranken verändert, sondern auch meines. man nennt sowas sekundärgewinn, ein lächerliches wort, und es ist ein gewaltiger gewinn, eine neubewertung der werte, eine fokussierung auf wesentliche dinge. eine straffung der sicht.
einerseits war es selbstverständlich, mit dabei zu sein und zu helfen wo möglich, und es war auch sehr leicht. kostete keine anstrengung, keine überwindung weil man das ja tun will, weil man diese menschen liebt.
andererseits die große schwere, die last des leides, die wir mit unserer geburt als katze im sack miteingekauft haben. verglichen mit dem, was viele andere menschen zu tragen haben, mag das leid unsereines eher klein erscheinen, aber es ist nicht weniger wirklich und wichtig und für uns so wesentlich wie für alle anderen auch.

es ist unvorstellbar, wie ausgelaugt ich bin nach diesen 3 tagen. schon um 16h fallen mir die augen zu.
und ich habe das gefühl, daß diese 3 tage sinnvoller und glücklicher und authentischer waren als die 3 monate davor.
eria - 24. Okt, 00:30

schöne worte. danke.
ich durfte diese erfahrung auch schon machen, mit ähnlicher geschichte. der grösste "secundärgewinn" für mich: mein persönliches wachstum geht bewusster weiter und ich lebe sehr viel intensiver in meiner subjektiven wahrnehmung.

Dark Angel - 24. Okt, 03:26

Zugewinn an Leben

Auch ich mache jetzt schon über viele Wochen eine ähnliche Erfahrung: Mein Partner hat eine Organtransplantation bekommen und für ihn beginnt nach jahrelanger quälender Dialyse sozusagen ein neues Leben. Was wunderbar ist. Da wir räumlich getrennt das erleben, war genug Zeit, über alles neu nachzudenken, und ich muss sagen, dass sowohl er als auch ich zu einer ganz neuen und intensiven Betrachtung des Lebens gekommen sind. Und zwar nicht vom egozentrierten Standpunkt aus, sondern mehr "in den Mokassins des Anderen", eine Erfahrung, die man in unserer egoistischen westlichen Gesellschaft anscheinend nur noch in solchen Lebenskrisen in voller Härte macht. Ich muss sagen, dass man zum Wesentlichen vorstößt und dass vieles, worüber man sich gelegentlich, auch hier bei dir,ferromonte, aufregt, ganz unwesentlich wird. Klar, das kostet Kraft, aber man wird sozusagen auch leichter und freier. Es ist in jedem Falle eine Bereicherung, nicht? Herzlich grüßt euch beide Dark Angel (B.)

Cyberwriter - 24. Okt, 08:58

das mag jetzt vielleicht

platt klingen, aber diese Gefühle kenne ich. Mag jetzt hier nicht die ganze Geschichte erzählen, wäre auch total un-interessant. In solchen Momenten wird einem plötzlich klar, dass man lebt und, dass alles sehr schnell "kippen" kann/könnte. Danke für Deinen schönen Text.

RokkerMur - 25. Okt, 12:51

Das mit dem kippen habe ich heuer 2 mal selbst erlebt, allerdings sicher nicht so krass wie die Leute welche du kennst.
LG Wolfgang.
Irgendwie fragt man sich schon wozu das Leben und wofür es gut ist, umsonst denke ich war es nicht.
Zorra - 24. Okt, 16:05

ferro,

das hast du schön geschrieben, traurig aber schön.

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