verwirrte können nur verwirrung weitergeben
Die aktuelle Verwöhnkultur betrifft nicht mehr eine winzige Adelsgruppe, sondern den größten Teil der Population. Anthropologisch gesehen ist das eine Weltneuheit. Zu deren Betriebsgeheimnissen scheint aber zu gehören, dass von dem beispiellosen kollektiven Luxus nicht gesprochen wird. Stattdessen müssen ständig neue Mangelfiktionen publiziert werden. Im Übrigen war Mangelalarm bisher eine Sache von Intellektuellen, doch jetzt haben die Verbandsfunktionäre diesen den Rang abgelaufen.sagt peter sloterdijk im aktuellen spiegel interview.
und als kern-zitat:Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben. Das tut sie erfolgreich.wie traurig und wie wahr.
und als kern-zitat:Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben. Das tut sie erfolgreich.wie traurig und wie wahr.
ferromonte - 25. Aug. 2004, 19:02
Na ja, Herr Schlotterdeich macht es sich, wie so oft, sehr einfach.
Nämlich ist ein kollektiver Luxus so wenig individuell, wie die römische (antike) Gesellschaft reich war. Von der römischen oder auch luxuriösen griechischen Zivilisation zu sprechen, vergißt, daß diese Kulturen auf Sklavenhaltung gegründet waren. Genauso bedenkt Herr Schlotterdeich nicht gerne das Elend, dessen Zuwachs wir jedenfalls in Deutschland täglich am Straßensaum beobachten können. Politisch betrachtet, ist er ein schnittiger Ideologe des sich seit Maastrich und dem Fall der Berliner Mauer neuformierten liberalen Kapitalismus. Imgrunde wäre er gut als Autobiograf Arnold Schwarzeneggers geeignet.
Sotterdijk ist die andere Seite des bis in die ästhetische Spekulation genauen Klaus Theweleit. Daß Verwirrte nur Verwirrung weitergeben könnten, unterstellt, die Erbschaft sei immer weniger als der Erblasser... - und alles, was etwa ein Künstler gestalte, gestalte er bewußt. Allein der Begriff "Verwirrung", mit dem ich seit nun fast zwei Jahren poetisch operiere, wird von Slotterdijk vollkommen eindimensional verwendet, und zwar, glaube ich, nicht naiv, sondern absichtsvoll.