die leere in den städten I
"Was die Kinder betrifft, sie dienten der Erhaltung des Berufsstandes, der gesellschaftlichen Regeln und des Erbgutes. Das war natürlichin den Oberschichten der Feudalgesellschaft der Fall, aber auch bei den Kaufleuten, Bauern, Künstlern, ja in allen Schichten der Gesellschaft. Heute gibt es das alles nicht mehr: Ich bin Gehaltsempfänger, ich bin Mieter, ich habe meinem Sohn nichts zu vererben. Ich kann ihn keinen Beruf lehren, ich weiß nicht einmal, was er später machen könnte; die gesellschaftlichen Regeln, die ich erlernt habe, werden für ihn sowieso nicht mehr gültig sein, er wird in einer anderen Welt leben. Wenn man die Ideologie des ständigen Wandels akzeptiert, akzeptiert man auch die Vorstellung, daß das Leben eines Menschen auf sein individuelles Dasein beschränkt ist und daß die früheren und zukünftigen Generationen in seinen Augen keinerlei Bedeutung haben. So leben wir jetzt, und ein Kind zu haben, hat für einen Mann heutzutage überhaupt keinen Sinn mehr. Für Frauen ist das anders, denn sie haben auch weiterhin das Bedürfnis, ein Wesen zu haben, das sie lieben können – für Männer trifft das nicht zu und hat nie für sie zugetroffen. (…)"
(M. Houellebecq, "Elementarteilchen")
(M. Houellebecq, "Elementarteilchen")
ferromonte - 15. Jun. 2005, 17:07
"– für Männer trifft das nicht zu und hat nie für sie zugetroffen. (…)"
scheint die Diagnose treffend.