bloggen

was ist schon wert, mitgeteilt zu werden? einer gewissen öffentlichkeit, meine ich.
alles und nichts; und das hat mit charakter nichts zu tun. jede beurteilung eines weblogs, und sei es ein noch so dummer oder geistvoller beitrag, ist immer falsch. oder eben sache des augenblickes, der momentanen emotion.
wenn ich mir denke, wie ich mich vor vier tagen etwa über sehpferd (roese) ereifert habe, lache ich über mich selbst. wie unwichtig - selbst wenn ich recht habe und roese ein armer tor ist, aber auch wenn nicht - und kleinlich eine solche ereiferung ist und wie verjährt, schon eine stunde später. ANH hat vollkommen recht, solche dinge gehören gelöscht. wie viele andere auch. man dokumentiert damit nichts von belang. emotionen sind wie das wasser: man wirft eine handvoll steine hinein und ringe breiten sich aus, wachsen und überlagern sich, löschen sich aus, am ende ist wieder stille und die oberfläche des wassers ist glatt. was bleibt, ist der müll des alltages, der, wie der materielle müll (leere milchkartons, obst- und gemüseschalen, papiere, verpackungsteile, kaffeesatz etc.) auch, entsorgt gehört.

ordnung schaffen, aufräumen. zäsuren setzen, anfänge machen, tief luft holen.

und wenn es nur ein innerer prozeß ist, die erkenntnis des augenblickes - ich brauche gar keine einträge zu löschen, mit diesem eintrag hier ist das schon erledigt. alles ist flickwerk. wie rilke sagt: "werkleute sind wir:" ; und mangelhaft wird immer alles bleiben.
nur der augenblick vermag diese qualität zu bieten, der erlebte augenblich: vollkommenheit. brennpunkt des seins, des lebens.
gerede drumherum, überhöhung, mythifizierung und fassadengestaltung - man braucht es wohl, um zeitweise halt zu finden, aber dann - abfall, entsorgen.
ist eine dauernde metamorphose, eine verwandlung, eine entwicklung vielleicht oder auch nur eine veränderung.
am ende weiß man mehr, aber trotzdem sind all die fehler und tagesthemen (scheinbar) notwendig.
wieviele auswahlen sind zu treffen? unendlich viele.
oops - 15. Aug, 23:35

blog ist wiedergabe einer tagesverfassung
ein ganz winziger einblick ins leben
mit einem photo vergleichbar
momentaufnahme

eine sekunde vorher oder später (das photo, dass man eigentlich machen wollte, aber die digikamera war nich nicht soweit) entspricht einem ganz anderen eindruck..ausdruck..

genauso ist es mit dem blog
wunderbar .. oder
weil man seinen ärger, freude, aufregung, interesse gleich und unzensiert von sich gibt
der unterschied ist der "edit-button" oder noch viel schlimmer "gelöscht zu werden"

das leben ist kurz
das blogleben noch viel kürzer
kaum geschrieben schon inaktuell

...aber wir mögen es ja so
denn dies macht uns aus...


DIE AKTUALITÄT

iatbe - 15. Aug, 23:55

aktualität

...aber wir mögen es ja so
denn dies macht uns aus...


Ja. Schöne -und/weil- treffende Worte. Ich weiß gar nicht, warum viele darüber nachdenken, ob das, was sie mal geschrieben haben, nicht besser gelöscht gehört. Worte, die einmal gesagt wurden, lassen sich auch nicht zurück nehmen. Gedanken, die einmal gedacht wurden, erst recht nicht.
Manchmal gehört eben Mut dazu, die eigenen Beiträge noch einmal ernsthaft und mit (zeitlichem) Abstand zu betrachten. So lernt man auch über sich selbst. Dies, ohne den Spiegel/die Brille eines anderen.
ferromonte - 16. Aug, 00:00

blog kann das sein aber auch anderes.
die frage ist, wie man selber das weblog sieht.
als tagebuch, als literarisches weblog (ANH), als müllhalde oder spucknapf, klagemauer oder prahlecke, als pressespiegel oder wadlbeisserei.
ich weiß nicht, was ich mag und ob ich was mag. woher kann man das wissen?
heute mag man das und morgen das.
was ist schon wichtig.

oops - 16. Aug, 00:28

genau dies
denn (meiner geringen meinung nach) ist es der augenblick der wichtig ist
wie ich empfinde
was ich empfinde

möchte ganz und gar nicht den rückblick in frage stellen, denn dieser ist in einem spannend und zum anderen auch aufklärend
und genauso wichtig

im blog umso spannender weil nachlesbar
china-blue - 1. Aug, 23:21

mmh..

natürlich kann man ein weblog be-nutzen...als eine art therapie und sich im nächsten moment fragen...war das wichtig...was ist überhaupt wichtig aus wessen sicht?
ich benutze es als ein hereinfinden in welten,die ich vielleicht nicht vertraut finde und doch verstehen möchte,mich einfinden in gemütslagen anderer und schauen wie kann man damit umgehen ..wie würde ich damit umgehen?
was ist ein gespräch?wichtig,unwichtig?manches bewegt,manches verändert und manches lässt ruhen..oder vergessen...dennoch jeder gedanke ist eine form der energie,die in die welt hinausgetragen wird...und wir wissen nie........mit welcher wirkung!?...mich hat vieles,was ich las inspiriert,irritiert,nachdenken lassen,wütend gemacht,laut lachen lassen...und ab und zu auch meine wahrnehmung geändert...und das überraschende ist...es ist nicht limitiert auf bücher ,bestimmte zeitungen...das kann alles sein...auch ein weblog ;-)
creature - 16. Aug, 15:46

mein leitspruch..

" der mensch irrt, solang er lebt", soll goethe gesagt haben.
war es nicht immer so, ob medizinische oder wissenschaftliche erkenntnisse ! über vieles wird heute gelacht was einmal wichtig war..
dieser ist ja auch gut.."ich weiß, das ich nichts weiß"..!

Cyberwriter - 16. Aug, 16:26

Dem kann ich nur beipflichten ...
Alles fliesst, nichts bleibtNachtrag: Hatte die Quelle vergessen: Alles fliesst und nichts bleibt (Heraklit von Ephesus)

dejavu - 16. Aug, 16:30

Manches bleibt!
albannikolaiherbst - 17. Aug, 09:36

"Manches bleibt." Gewiß.

Aber nicht so, wie es war. Sondern sich ebenfalls verwandelnd. Der Vergleich oben mit der Fotografie ist richtig, aber Fotografien sind - sofern nicht wie Kunst durchgestaltet - für jeden, der keine persönliche Erinnerung hat, öde. Ich denke mit Grauen daran, wie oft ich bei neuen Frauen alte Fotoalben schaute. Was ich in Den Dschungeln versuche, ist den Sprung vom rein-persönlichen ins Allgemeine zu schaffen, eben fürs Weblog. Strenggenommen fallen selbst die dortigen Tagebucheinträge unters Verdikt, etwa dann, wenn ein Eintrag nicht übertragbar ist, z.B. auf die Vaterschaft auch anderer. Oder dann, wenn es nicht gelingt, die Skizze einer privaten Verfassung in einen anderen, einen fiktiven Text hinüberzunehmen. Wenn er nicht deutliche Ursache eines anderen, fiktiven Textes ist. Sehen Se sich Ihre eigenen Fotoalben an (wie ich mir die meinen) und legen ein Abum sagen wir Cartier-Bressons dagegen, und der Unterschied wird schlagend.
Nicht, daß Sie mich mißverstehen: Private Fotoalben erfüllen einen unter Umständen sogar wichtigen Zweck oder machen auch einfach nur Spaß. Das ist völlig okay, doch dazu bedarf es ihrer Veröffentlichung nicht. Meine Urlaubsfotos aus Südafrika von 1985 haben in öffentlichen Orten nichts zu suchen, es sei denn, sie fügen sich so zusammen, daß, gleich einem Roman, im Kopf des Betrachters eine Geschichte ersteht... die aber, weil das funktioniert, sich abstrahiert und vom Anlaß, dem Urlaub, getrennt hat.

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