zähmen und vertraut machen

immer wieder dieses wunderbare buch:

»Nein«, sagte der kleine Prinz, »ich suche Freunde. Was heißt 'zähmen'?«
»Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet:
sich 'vertraut machen'.« »Vertraut machen?« »Gewiß«, sagte der Fuchs. »Du bist für
mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebensowenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt...«
yvonne erber - 22. Nov, 12:28

Ein Buch, das ich als Geschenk

----von einem in mich Verliebten bekommen habe, vor einigen Jahren. Damit sollte ich wohl „gezähmt“ werden. Es gelang ihm eine Weile: nicht wegen der Qualitäten des Buches, sondern wegen seiner eigenen. Er hatte wohl etwas an seinem „Wesen“, das mich ansprach. Aber ich war keineswegs der Fuchs, der ihm zuliebe das Geschlecht gewechselt hat.

----Nur auf den ersten Blick war das ein Buch, das etwas Kindliches in mir ansprach. Beim zweiten Lesen wird es ein Kunstmärchen, das von leicht verständlicher, wenngleich vergeheimnister Moral nur so trieft. Ein erwachsener welterfahrener -Schriftsteller macht sich klein, schlüpft in die „kleine Seele“ von Kindern und bleibt doch der Erwachsene, der den Zeigefinger hebt und sagt: „Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

----Achso: Im Wesen steckt der Mensch, es west in ihm, aber was ist es? Ist es schon von Anfang an dieses „Wesen“? Oder wird es im Lauf der Kindheit dazu? Muss man ganz besondere Erfahrungen machen, so wie Saint Exupery als Alles-Überflieger, um auf das Wesen von sich selbst und der anderen zu stoßen?

----Ist mein „Wesen“ so verborgen, dass es nur ein Inneres, Verinnerlichtes ist? Oder ist es doch sichtbar für diejenigen, die die Augen offen halten, ihren Verstand benützen; für diejenigen also, die die Welt ernst nehmen, das, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen nicht nur Lug und Trug halten; also für jene, die die Objekte und Ereignisse für wahrnehmbar, beurteilbar und auch voraussagbar halten?

----Wem die Welt ein offenes Geheimnis ist, der wird als allererstes Erkenntnisinstrument das Auge benützen und den Verstand. Verstehen über das Auge und den Kopf – sowohl das Besondere als auch das Allgemeine an den Phänomenen ist sichtbar und erfahrbar!

----Im Kleinen Prinzen tritt uns eine Fabelwelt entgegen, eindimensionale Figuren, die mit ihren Rollen verschmolzen sind. Kein Platz für gemischte Charaktere, für die Komplexität der Welt! Vereinfachung mag Erleichterung bringen, vor allem den hymnisch lobenden Lesern. Ein Plazebo-Effekt, den man gutheißen kann, wenn er wirkt. Welt-Erfassung bewirkt er nicht!

----Sich mit den „bloßen Fakten“ zu arrangieren, ist zu wenig, es muss schon eine Rückkehr in die sentimental verklärte Welt der Kinder sein. Denen erscheint alles schon irgendwie geordnet, zugleich ist es irgendwie auch unerklärlich,irgendwie auch be-greifbar, zugleich aber auch irgendwie völlig fern, irgendwie in Frieden, obwohl Aggression in jedem Menschen steckt und die Welt von Kriegen regiert wird. Eine Fluchtwelt, eine gedankenfreie Herz-Bauch-Zone. Würde sie alles beherrschen, würden wir auf Zwergengröße schrumpfen und uns mit Flachheit und Eindimensionalität begnügen.

----Ein solches Weltbetrachtungsrezept verführt nur diejenigen, die mit der realen Welt mit ihren vielfältigen Anforderungen nicht zurechtkommen und auf einem Trampelpfad zur Einfalt Trost suchen. Wer also keine Argumente mehr hat, wer dem Faktischen misstraut, der lässt sich vom kleinen Prinzen seine Weisheiten ins Ohr flüstern und jubelt über Kitsch und globale Vereinigung im Gefühl: „Ich liebe Sonnenuntergänge sehr. Komm, laß uns einen Sonnenuntergang anschauen...“!

ferromonte - 22. Nov, 20:29

aber das macht ja nichts, wenn sie mit diesem buch nichts anfangen können. lassen sie sich deshalb bloß keine grauen haare anwesen ...
(für mich bleibt es ein kleines wunderwerk, voll von tiefen wahrheiten und wertvoll in jeder zeile. und das wird für sie hoffentlich kein problem sein.)
yvonne erber - 23. Nov, 02:27

Also ich hab Sie für weniger

----schmissig im Umgang mit Kommentatorinnen gehalten. Zuerst gleich streichen! Und jetzt „keine grauen Haare“ – danke, wenn das kein schlagendes Argument ist! Unser kleines Kollektiv ist zwischen 27 und 35, und keine hat welche; und Sie?

----Dass der Kleine Prinz für Sie ein „kleines wunderwerk“ ist, „wertvoll in jeder zeile“ usw., bleibt Ihnen ja unbenommen. Dass Sie sich da in die Reihe derer einreihen, die „tiefe wahrheiten“ in der Literatur suchen, auch. Nur – ich hätte Ihnen trotzdem mehr (selbst)kritische Fähigkeiten zugetraut und weniger Maul- bzw. – entschuldigen Sie - Denkfaulheit. Andererseits war Ihr Handy-Mayröcker-Beitrag, den man übrigens bei bloglines noch immer lesen kann, jetzt nicht unbedingt ein Zeichen von jemandem, der die „gedankenfreie Herz-Bauch-Zone“ verlassen will.

----Hier noch zur romantischen Unterhaltung und vielleicht auch Erweiterung Ihrer Sprachkenntnisse einige fremdsprachige Sonnenuntergänge:

----1. A, klein prinsie, so het ek stadigaan iets van jou lewetjie en sy hartseer begin verstaan. 'n baie lang tyd was die lieflikheid van die sonsondergang vir jou die enigste plesier op jou planeet - dit het ek agtergekom toe jy op die oggend van die vierde dag vir my sê: Ek hou baie van sonsondergange.

----2. Ah! O princ i vogël, arrita ta kuptoja më në fund, pak nga pak, atë jetën tënde të vogël melankolike. Për një kohë të gjatë ti s'kishe pasur ndonjë zbavitje tjetër veç trishtimit të ëmbël që jep soditja e perëndimit të diellit. Dhe këtë unë e kuptova vetëm ditën e katërt, kur më the: Perëndimet e diel-lit më pëlqejnë pa masë.

----3. Ax! Malkuno zcuro, hedi hedi fohamwayno i ḥəzniye da ḥayaydux a na-cime. Zabno yarixo, lašan dṭocət ruḥux lo saymətwa tə-mede ġer mu feroğo dcal u šufro du ṭwoco du yawmo. U medano adəcnole bṣafre du yawmo dan arbco, inaqla dmərwayluxli: Koroḥamno a ṭwoce du yawmo ġălăbe ġălăbe.

----4. Eh! Balaca şahzadə! Sənin həyatının necə kədərli keçməsini yavaş-yavaş başa düşdüm. Uzun vaxtdan bəri sənin yeganə əyləncən günəşin qürubundan aldığın şirinlik olub. Həyatının bu kiçik məqamını mən sənin gəlişinin dördüncü günü, səhər öyrəndim. Onda sən mənə demişdin: Günəşin batmasını çox sevirəm.

----(Die Sprachen: Ankrafasai, Banilasch, Schäramai, Dscharisaibernasch.)

----Übrigens den Betrag vom 24. September 2006 hab ich gern gelesen. Sollte ich ihn nochmals lesen?

ferromonte - 23. Nov, 10:11

sehen sie, frau erber, ich lege wenig wert auf ihre kommentare hier bei mir. das darf ich ihnen deutlich sagen, zumal sie es noch nicht bemerkt haben dürften. sie führen ein blog, in das sie - ungefragt und ungebeten - die beiträge anderer kopieren und ihren senf dazugeben; das sei ihnen - so unkreativ es auch ist - unbenommen. aber lassen sie mich ab jetzt in meinem weblog und auch emailmässig in frieden.
lesen sie weiterhin was sie wollen (auch den letzteren von ihnen angeführten beitrag vom 24. september, der ihnen offenbar einer stelle wegen behagt, in der sie eine männliche selbstkritik vorzufinden glauben), aber bitte sparen sie sich hier weitere kommentare: ebendiese weisen keinen mir zugänglichen wert auf. (den von ihnen so trefflich kommentierten handyakku-mayröcker beitrag habe ich mitsamt ihrem kommentar gelöscht, weil er tatsächlich recht entbehrlich war, zusammen mit ihrem kommentar aber dann eben löschenswert. ich danke ihnen für diese entscheidungshilfe und verzichte aber dennoch in zukunft gerne auf eine solche.)
zuletzt sei ihnen ihre sorge um meine sprachliche weiterbildung gedankt, die ja gerade in zeiten der schlagwort- und andeutungsbildung unendlich wertvoll und außergewöhnlch, ja erfrischend erscheint.
hoffend, daß sie es hiermit gut sein lassen und ihnen ein langes und friedvolles leben wünschend (in guter alter vulkanischer tradition) grüße ich sie
für mich war's das. weitere kommentare dieser art lösche ich ohne erwiderung.

Trackback URL:
https://ferromonte.twoday.net/stories/2895681/modTrackback

User Status

Du bist nicht angemeldet.

free text

aus dem bildarchiv:

nebelmeer

gehört


Don Pullen
New Beginnings


Sarah Vaughan
Black Coffee


Eva Cassidy
Songbird


counter

suche

 

recently modified

umzug, ende der phase...
mit dem heutigen tag übersiedle ich zu wordpress. hier...
ferromonte - 11. Apr, 22:47
2020
unworte des jahres: "covid-19" "stop corona app" "wieder...
ferromonte - 9. Apr, 14:40
was wir glauben
in einer Situation wie dieser Corona-Krise kann man...
ferromonte - 8. Apr, 11:19
hmja
Dass die EU einmal mehr total versagt, weil wir alle...
ferromonte - 19. Mär, 14:20
Sturheit und Dummheit
https://www.derstandard.at /story/2000115394387/sture -geht-nicht-formeln...
ferromonte - 6. Mär, 15:31
oh ja
oh ja
boomerang - 5. Mär, 23:13
Corona und 2020
Das Erschreckende an der Corona-Thematik sind die Medien(!!),...
ferromonte - 5. Mär, 08:14

Status

Online seit 8093 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

RSS Box

Credits