3000 tote

vor weniger als 200 jahren tobte hier, wo ich wohne, die schlacht bei aspern. napoleon wurde erstmals von den österreichern besiegt, die unfaßbare bilanz waren 54.000 tote, davon 30.000 franzosen.
ich gehe oft in den damaligen aufmarschgebieten der französischen armee spazieren, vielleicht auch teilen des alten schlachtfeldes. heute heißt das einfach "lobau", die damaligen landschaftsverhältnisse gibt es nicht mehr; die donau wurde 1870-1875 das erste mal reguliert und die ehemalige aulandschaft sind nur noch auf historischen gemälden und stichen zu sehen. seit 1996 gehört dieser bereich der donau-auwälder rund um wien mit zum nationalpark donauauen.

heute war ich wieder draußen in der nebelverhangenen lobau, und einem holzschildchen folgend stand ich plötzlich vor einem gedenkstein mit tafel, der auf ein "franzosengrab" hinwies. an dieser stelle liegen 3000 (!) franzosen begraben. ich versuchte mir dreitausend tote franzosen aus dem jahr 1809 vorzustellen, oder erst einmal zehn leichen in uniform, schön nebeneinander, und davon dann wieder zehn einheiten. und das dreißig mal. hier liegen sie in der erde, wenn ich graben würde fände ich knochen, schädel, uniformteilen, steigbügel, bajonette, was weiß ich alles.
der platz ist etwas lichter als die umgebenden urwald-ähnlichen dickichte und wäldchen, und von vielen ahornbäumen bewachsen. sie haben ihre gelben und roten blätter fallen lassen, und das massengrab ist bedeckt von einer wunderbaren herbstlaub-decke. langsam gehe ich schritt für schritt über dieses grab und stelle mir die vergangenheit vor, mir wird ein wenig schwindlig dabei. sie liegen da unter meinen füßen, dreitausend franzosen bzw. deren überreste.
ahorn1
fünfzig meter weiter läuft eine geteerte forststraße vorbei, die von radfahreren, walkern und spaziergängern frequentiert wird.
der platz der dreitausend toten franzosen ist ruhig und friedlich. ich werde sie öfter besuchen kommen. das gescannte ahornblatt stammt von dort.
kein mensch kümmert diese 54.000 toten franzosen und österreicher, die sich am 21. und 22. mai 1809 auf befehl gegenseitig niedergemetzelt haben.
die dreitausend dort im dickicht bei der tafel verschwinden da vergleichsweise. und doch war jeder ein mensch, ein menschenleben, wie meines.

österreichische lösungen

- und dafür brauchen wir einen riesigen verwaltungsapparat, damit immer und immer wieder nur das selbe herauskommt: wir müssen noch mehr zahlen. steuererhöhungen.
vor ein paar monaten sagten die zuständigen samt ministerin gräfin von und zu noch mit eiserner mine im TV: "es wird keine beitragserhöhungen geben" und die kosten des gesundheitswesens müssten anders bewältigt werden. lügen, lügen, lügen. sie lügen jeden tag, sie lügen, wenn sie nur den mund aufmachen. und dafür werden sie auch noch gut bezahlt, von den steuergeldern natürlich. und wir wählen sie wieder, und lassen uns einreden daß diese menschen gute arbeit leisten.
mir geht das g'impfte auf, wenn ich weiterdenke ... etwa an unseren wirtschaftsminister, herr bartenstein, der eine pharmafirma besitzt und von seinem regierungsposten aus den umsatz seiner firma ankurbeln kann. ja, wir haben großen bedarf für reformen in diesem land, nicht nur personell was die gesamte regierung betrifft, auch was die gesetzgebung und die exekution dieser gesetze betrifft. es ist mehr als eine farce, was wir mitansehen und ertragen, ja, ertragen!müssen.

nebelmeer

pünktlich jedes jahr in der zweiten oktoberhälfte: laubbäume verfärben sich, die lärchen werden gelb und golden; über etwa 800m sind die tage strahlend schön, unten in den tälern aber oft kalt und trüb: inversionslage. sonntags wars auch so ...

nebelmeer

tage wie heute

was sich gestern durch akkumulation aufgebaut und sich insofern schon angekündigt hat, löst sich heute, in schubähnlichen episoden. der warme, fast schwüle tag verehrt mir, dem chronisch schlafdefizitären, einen feinen kopfschmerz, unter dessen hartnäckiger chirurgie ich durch den tag tapse. aber alle hindernisse lassen sich nehmen oder umschiffen;
auf dem heimweg kommt mir beim haas-haus bundeskanzler schüssel entgegen (mir fällt ein comic ein: schüssel tanzt filigran durch die landschaft, im tütü, und die sprechblasen sagen "ich kanzle gern, ich kanzle gut" etc.), den ich an dieser typischen mächtigen-aura schon spüre, noch ehe ich ihn wirklich sehen kann. so klein ist er gar nicht, und solange er nicht neben seiner neuen außenministerin hergeht, wirkt er auch nicht so. die krankheit aller eitlen machtmenschen hat ihn ganz in der hand: rundumblickend tänzelt er unkoordiniert durch das zentrum wiens, immer kontrolle - ob er auch von den anderen erkannt wird. die begleitende frau an seiner seite wirkt wie zufällig im bild; unwichtig; und austauschbar (wer sie war, weiß ich nicht).
eine weiß bemalte und phantasievoll bekleidete junge frau steht auf einem kleinen podest mitten auf dem stephansplatz und tut so, als würde sie mit den tauben sprechen.

später, im großen büchermarkt in der wollzeile höre ich eine kundin zur frau am info-pult sagen. "heans, soi i von dera jelinek a buach kaufn? ich meacht ana jungen dame no wos dazuaschenkn, des buach ibas frühmittlalter hob i eh schon. oda blamier i mi do, wenn ich wos von dera kauf? wos hotn de gschriebm? wöchas ko man do nehma?" die frau am infopult (buchhändlern?) meint, ja, man sei über die jelinek geteilter meinung, aber wo sie doch den nobelpreis gewonnen habe, werde es der jungen dame bestimmt nicht schaden, sich mit jelinek auseinander zu setzen. die kinder der toten, die klavierspielerin. "jo, die soi sowas ruhig a lesn, die junge dame, genau" sagt die kundin. ich gehe breit grinsend an ihr vorbei die treppe hinauf ins stockwerk. wäre ich nicht in wien, das würde ich an wien sehr vermissen.

dann im bus wird geheizt, die kleider kleben am körper und die haare kleben auf der stirn (spätestens wenn es wirklich kalt wird, heizt kein buschauffeur mehr), die handys klingeln pausenlos und überlaut. ein etwa 16jähriger ohne haare auf dem kopf hämmert nervös eine pringles-dose auf sein knie. ich denke mir "du vollidiot", sage aber nichts, sondern mache mir selbst nur einmal mehr klar, wie wichtig es ist, seinen humor und eine ausgeglichene stimmung zu bewahren.
der bus rollt durch die schlaglöcher als wäre er böse, und es ist nicht der bus sondern der chauffeur. und es sind keine schlaglöcher, sondern tiefer liegende kanalgitter. was wieder sinnigerweise auf wien verweist, kanal und kanalbau.
da wäre das wienflußkanal-projekt, daß eben begonnen wurde. mindestens 82,7 mio. euro werden dabei verbraten -- aber das ist eine andere geschichte. die nicht mehr zum heutigen tag gehört, für mich.

tiefe freundschaft?

"Israel müsse sich verteidigen. Bei den Militäraktionen gehe es nicht um Rache und Vergeltung, sondern lediglich um Prävention."
man ist präsident von isreal, man besucht mauthausen, ist tief erschüttert und meint eine tiefe feundschaft zwischen "den ländern" österreich und israel festzustellen. so einfach ist das. und man sagt "sorry für die vielen, die wir fast täglich umbringen im nahen osten, aber wir verteidigen uns nur." erinnert an den großen w. bush.
und niemand stellt richtig, man schweigt in gemeinsamer heuchelei.

winter

"Winter"

Snow can wait
I forgot my mittens
Wipe my nose
Get my new boots on
I get a little warm in my heart
When I think of winter
I put my hand in my father's glove
I run off
Where the drifts get deeper
Sleeping beauty trips me with a frown
I hear a voice
"Your must learn to stand up for yourself
Cause I can't always be around"
He says
When you gonna make up your mind
When you gonna love you as much as I do
When you gonna make up your mind
Cause things are gonna change so fast
All the white horses are still in bed
I tell you that I'll always want you near
You say that things change my dear

Boys get discovered as winter melts
Flowers competing for the sun
Years go by and I'm here still waiting Withering where some snowman was
Mirror mirror where's the crystal palace
But I only can see the myself
Skating around the truth who I am
But I know dad the ice is getting thin

When you gonna make up your mind
When you gonna love you as much as I do
When you gonna make up your mind
Cause things are gonna change so fast
All the white horses are still in bed
I tell you that I'll always want you near
You say that things change my dear

Hair is grey
And the fires are burning
So many dreams
On the shelf
You say I wanted you to be proud of me
I always wanted that myself

He says
When you gonna make up your mind
When you gonna love you as much as I do
When you gonna make up your mind
Cause things are gonna change so fast
All the white horses have gone ahead
I tell you that I'll always want you near
You say that things change
My dear

(Tori Amos)




und die frage:
wenn ich den song zum download anbieten würde, wäre das strafbar. nur den text hier reinzustellen, juckt keinen.
ein maler malt sein bild und kein galerist kommt auf die idee, ihm dreinzureden oder ihn zu korrigieren. einem dichter/schriftsteller geht es da ganz anders ..
wieso wird das wort wie ein stiefkind behandelt?

geist - schnee von gestern

mehr und mehr werden (wissenschaftliche) stimmen laut, die ausschließlich messbare (elektrische, chemische) faktoren als bestandteile der menschlichen maschine gelten lassen. 1910_hirn_n_310x180sie denken nicht mehr, sondern messen nur; und es ist eine forderung, die sich selbst erfüllt: wir sind nur materie und messbare energie, physik und chemie. gemäß ihres glaubens und weltbildes definieren sie alles nach physikalisch-chemischen gesichtspunkten und wollen nun eine wende der weltsicht einleiten. Wenn in unserem Hirn nur elektromagnetische Reaktionen ablaufen, ist alles Handeln und Fühlen erklärbar und vorbestimmt. Wenn es die Idee von freier Willensentscheidung nicht mehr gibt, muss über Verantwortung und Schuld völig neu nachgedacht werden. Vorbei ist die Illusion von einem freien, das menschliche Handeln bestimmenden Geist. Vorbei ist die Zeit metaphysischer und nichtmaterieller Erklärungen. Handeln und Fühlen sind nur noch Produkte elektrischer Impulse. das ganze kommt einer art religiös begründetem selbstmord gleich.
sic transit gloria mundi ...
"Geist und Bewusstsein", so der Titel des Manifests, fügen sich in das Naturgeschehen ein und übersteigen es nicht. Der Mensch ist damit wieder näher beim Tier. Nach dieser Theorie laufen in unserem Hirn zuerst vorbewusste neuronale Vorgänge ab, die dann vom Bewusstsein nur noch zur Kenntnis genommen werden. Der Satz von Rimbaud "Ich ist ein Anderer" bekommt hier eine völlig neue Wendung.

meine liebe

wenn mein geist mit dem großen geist interferiert, der über den wassern schwebt und das all erfüllt, spüre ich, daß mein liebe mehr als einen solchen planeten erde heilen könnte.

kind, genial

sehr lieber eintrag von herbst.
apropos link zu sschleyer: was halten sie eigentlich von judith hermann, ANH?

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