wir wissen es und tun nichts

Die sudanesische Regierung beschwerte sich über die Sanktionsdrohungen der EU für den Fall, dass die Menschenrechtsverletzungen in der Darfour-Region fortdauern. In einer gemeinsamen Erklärung waren die EU-Außenminister am Montag dafür eingetreten, dass der UNO-Sicherheitsrat angesichts der katastrophalen Lage der Flüchtlinge, die von regimetreuen arabischen Milizen terrorisiert werden, eine Resolution verabschiede, die weitere Maßnahmen - einschließlich Sanktionen - zum Inhalt habe.
in ein paar wochen haben wir die vorauszusehende irre tragödie, tausende von menschen werden dort sterben, durch den monsun von jeder hilfe abgeschnitten. weder die sudanesische regierung noch irgendeune europäische will das effektiv verhindern. und noch weniger die UNO; denn wenn sie wollten, könnten sie.
die etwa 3000 toten des ground zero sind menschen, wie diese vielen mehr (200 000) auch menschen sind, die dann sterben werden. wären tausende in europa betroffen, wüsste man das zu verhindern.



vollständig hier.
albannikolaiherbst - 28. Jul, 17:13

Sie wundern sich?

"Ground Zero" war politisch den Leuten genehmer. Ich erinnere mich, daß man uns Reisende zwei Tage nach dem Attentat auf der Fahrt von Berlin nach Frankfurtmain im Speisewagen per Lautsprecher aufforderte, sich zu einer Gedenkminuten zu erheben. Ich blieb sitzen. Sie hätten mal die Blicke sehen sollen. Und ich wurde nicht einmal laut, als ich an die 500000 gestorbenen Kinder erinnerte, die Mrs. Albright für ein "notwendiges Opfer" im Wortsinn verkaufte. Als ich nun meinerseits im Speisewagen für d i e s e um eine Gedenkminute bat, stand ich als e i n z i g e r auf. Es stand eine Peinlichkeit im Waggon, an der man hätte ersticken können.
"Die Grundwerte unserer Gesellschaft" seien bedroht worden, hieß es. In einer ganzen Flut von Publikationen - ich habe mich damals zum ersten Mal offensiv politisiert - machte ich klar, daß die World Trade Towers nun sicher nicht für m e i n e Werte standen; weder war irgend ein Kindergarten (anders als durch US-amerikanische Streubomben) noch ein Krankenhaus, noch das Metropolitain Opera House, noch eine Bibliothek, noch eine Kirche, noch gar die Freiheitsstatue zerstört worden.
Zu diesen "Grundwerten unserer Gesellschaft" gehört das Überleben von Hunderttausenden Sudanesen offenbar ganz sicher n i c h t. Zu den Grundwerten unserer Gesellschaft gehörten nämlich die World T r a d e Towers. Eines schließt das andere aus.

Einige meiner damals veröffentlichten Texte finden sich unter der Rubrik "Krieg" auf meiner Homepage: herbst & deters fiktionäre


ferromonte - 28. Jul, 17:36

nein,

ich wundere mich nicht. ich würde am liebsten kotzen, und an meinem kotzen krepieren, dann müsste ich nicht mehr zusehen ...
ich stimme ihnen wie fast immer voll und ganz zu und bewundere sie für ihre zivilcourage im speisewagen von berlin nach frankf/main.

edit: Das nun schon länger als zwölf Jahre exekutierte Wirtschaftsembargo gegen den Irak beruht auf der Resolution 661 des UN-Sicherheitsrates vom 6. August 1990 und war damals beschlossen worden, um den Irak – ohne Krieg – zum Rückzug aus Kuweit, Wiedergutmachung der angerichteten Schäden und zur künftigen Einhaltung der UN-Charta zu zwingen. Obwohl diese Ziele und darüber hinaus eine weitgehende Entwaffnung des Irak unter UN-Kontrolle längst erreicht sind, hat der UN-Sicherheitsrat unter dem Druck der USA und Großbritanniens diese schärfsten Wirtschaftssanktionen, die je über ein Land verhängt worden sind, bis heute immer wieder verlängert. Inzwischen sind infolge dieser Sanktionen mindestens 1,5 Millionen Iraker verstorben, unter ihnen mehr als 500000 Kinder. Zu diesen schlimmen Folgen befragt, hatte die frühere Außenministerin der USA, Madeleine Albright, erklärt, »daß die Sanktionen diesen Preis wert sind«. Tatsächlich handelt es sich um Genozid, einen Völkermord, und zwar um einen durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates verursachten Völkermord! Damit verstößt der UN-Sicherheitsrats selbst seit Jahren nicht nur gegen die Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes vom 9. Dezember 1948, sondern gegen alle in der UN-Charta fixierten völkerrechtlichen Grundnormen. --> vollständig hier
albannikolaiherbst - 28. Jul, 17:45

Kein Grund zur Bewunderung.

Es war (und ist teils immer noch) eine so heiße Wut, daß ich mich irgendwie abkühlen mußte. Das Eis, das damals im Speisewagen stand, kam mir da grad recht.
ferromonte - 28. Jul, 20:01

--- gut,

dann sag ich so:
wenn ich einen hut trüge, zöge ich ihn; für sie und ihre zivilcourage und die 500000.

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