Hoffmann-Ostenhofs Hoffnung

Wenn mit Hoffmann-Ostenhof („Die neue Weltunordnung“) im aktuellen PROFIL einmal mehr ein Journalist in das trendige Gesülze von der Facebook- und Zwitterjugend oder –generation einstimmt, induziert das bei mir Unwillen.
Worin gründet sich diese Hoffman-Ostenhof´sche großelterliche Hoffnung auf eine Jugend, die das Internet naturgemäß besser zu nutzen versteht als seine eigenen Jahrgänger? Wovon hängt es ab, ob sich eine Bevölkerung Korruption, Lüge und Ungerechtigkeit weiterhin gefallen lässt oder eben nicht mehr?
Ostenhof bemüht Slavoy Zizek und Timothy Garton Ash, die jetzt über Samuel Huntingtons „Clash of Civilisations“ triumphierten. Richtig, das hat direkt nichts mit muslimisch-fundamentalistischer Gehirnwäsche zu tun (vielleicht aber indirekt: so wie unsere katholisch-fundamentalistische Gehirnwäsche etwas mit unserem Lebensstil zu tun hat), denn hier ist einfach die kritische Masse erreicht worden: eine Bevölkerung, die täglich im TV sieht, wie der Westen lebt oder leben möchte, und im Alltag, wie sie selbst leben müssen: nämlich in Unterdrückung und hoffnungslosem Stillstand – braucht zu einem bestimmten Zeitpunkt nur noch das Fünkchen, um Feuer zu fangen. Dann brennt sie, dann brennen Wut, Angst und Verzweiflung, und es ist der Moment der Revolution gekommen. Ob die Demonstranten sich dann via Telefon, SMS, Internet oder über Rauchsignale oder Buschtrommeln organisieren, es ist im Prinzip durch die Jahrtausende gleich geblieben und die Technik entscheidet nicht, ob eine Revolution stattfindet oder nicht. Wir neigen dazu, unsere Technik anzubeten, zu mystifizieren (und ist es nicht wie Zauberei, das I-Phone?) und zusammen mit den Allmachtsphantasien der USA – die Schattseiten der Technologie zu verdrängen: Atombomben, Massenvernichtungswaffen, Lebensraumvernichtung, Nahrungsmittelvergiftung etc.; wir glauben im hintersten Winkel an den Flug mit Warp10, der uns von unseren ureigenen menschlichen Problemen flüchten lässt - und es uns ermöglicht, anderen Kulturen ethische Prinzipien zu diktieren, die wir selbst nicht einhalten (was selbst in Star Trek nicht funktioniert) -: vor Hunger, Gewalt, Unterdrückung und Kontrolle. DAS aber sind unsere wahren Probleme, die IN UNS liegen, nicht außerhalb. Daher findet sich auch die Lösung nur in uns und nicht außerhalb. Wenngleich Demokratie und „Chancengleichheit“, Menschenrechte und funktionierende soziale Systeme sicher anstrebenswerter sind als Diktaturen und Sklaverei, Kastensystem und Feudalismus. Aber erreichen lässt sich das alles nur durch eine echte innere Haltung, die dann im Außen umgesetzt werden kann.
Und wie wirkt die technisierte Welt auf uns Menschen? Hat sie uns verändert oder tut sie das gerade? Manche glauben, das wahrnehmen zu können, insgesamt kann man sich Heideggers Gedanken, die er in „Die Technik und die Kehre“ formuliert hat, vergegenwärtigen und so die Gefahr der technisierten Welt erwägen, aber auch die Möglichkeit, durch diese durch die Technik veränderte Welt/Mensch wieder zu Wesentlichem zu gelangen. Die Hoffnung aber, die Hoffmann-Ostenhof in Smartphone und Internet nutzende 13-Jährige, 20er und 30er setzt, scheint mir naiv und verfrüht.
Schauen wir uns an, was die andere Seite im selben Moment mit Hilfe derselben Technik erwirkt: Nahrungsmittelindustrie, Pharmaindustrie, Bildungsvernichtung, Vorratsdatenspeicherung, Videokontrolle, Ganzkörperscanner, DNA-Analyse, Chip Implantation, Computerspiel-Kriege (Vietnam, Iran, Irak: sehen sie sich das wikileaks –Video an: http://www.collateralmurder.com ), und das ist nur die Spitze des Eisberges.
Was geschieht in den nächsten Monaten in Ägypten? Was geschah seit dem Sturz Ben Alis in Tunesien? Wie verhalten sich Europäische Nationalstaaten zur aktuellen Flüchtligsthematik aus N-Afrika?

Woher nehmen sie ihre Hoffnung, Herr Hoffmann-Ostenhof?

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