lesen
als aufregendes erlebnis, das einen maximal ein bis zwei seiten lesen läßt, um einen dann durchs zimmer zu treiben, auf und ab, bis wieder mehr innere ruhe eingetreten ist und eine neue ordnung sich etabliert. ein absolut notwendiges buch! Ehrenberg rekonstruiert die Medizin- und Sozialgeschichte, indem er sowohl französische Fachzeitschriften der Psychiatrie und Psychoanalyse von den 1930er Jahren an als auch Massenmedien seit 1950 daraufhin befragt, welche Geschichte die Depression und das Individuum im 20. Jahrhundert erlebt haben. Nicht die Frage nach der wirksamsten Therapie ist sein Gegenstand, sondern das Ringen um die Beschreibung des Elends. Dieser ausgezeichneten Studie geht es um die Natur des modernen Menschen zwischen Körper und Geist, zwischen Biochemie und Bewusstsein, Biografie und Subjekthaftigkeit. Doch je länger man liest, desto sicherer ist man, dass die Medizin auf gesellschaftspolitische Umbrüche keine Antworten gibt. Selbst wenn sie es tut.
Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst
Depression und Gesellschaft in der Gegenwart; a.us dem Französischen von Manuela und Martin Lenzen; Campus Verlag, 2004; 305 S
Alain Ehrenberg: Das erschöpfte Selbst
Depression und Gesellschaft in der Gegenwart; a.us dem Französischen von Manuela und Martin Lenzen; Campus Verlag, 2004; 305 S
ferromonte - 14. Nov. 2004, 16:25