Enzensberger liebt das Mittelmaß, zu dem er nicht gehört.
Aber so kann er sicher sein, daß nichts an ihn heranreicht.
Mich i n t e r e s s i e r t dieser sogenannte Größenwahn, da wir ohne einen solchen weder Pyramiden noch Schlösser noch van Goghs Gemälde noch die späten Streichquartette Beethovens noch Flugzeuge noch überhaupt Medizin noch Anselm Kiefers "Maikäfer flieg" noch --- eine Liebe hätten, die obsessiv an sich glaubt. Enzensbergers Wunschwelt mag keine Kriege kennen, aber sie kennt a u c h keine Lust.
Und der Größenwahn des Säuglings ist eben das, was ihn überleben läßt und "glauben", daß er in allem Unheil seinen Weg gehen wird. Daran, an diesem Glauben tut er Recht - ebenso wie ein Wissenschaftler, der dann schlußendlich - möge es nur einer unter Tausenden sein - etwas e r f i n d e t und findet.
ja, was die arbeit des außergewöhnlichen künstlers betrifft, pflichte ich ihnen bei, lieber herbst. in der TV-diskussion ging es an dieser stelle um eine kritik an der relativ jungen wissenschaft der biologie, die sich eben, so enzensberger, dem größenwahnsinnigen säugling entsprechend verhält mit ihren visionen und ansprüchen (man denke analog an die physik, wie sie vor 200 jahren meinte, der kosmos bestehe aus billardkugeln und wäre durch und durch berechenbar; mittlerweile denkt sie auch über ihre grundlagen und grenzen nach, und ist in die erwachsenen jahre gekommen. die biologie aber ist noch nicht einmal in der pubertät ...).
das ist ja nicht einmal negativ gemeint, sondern eher amüsiert. und auch ein wenig beunruhigt, weil in diesem wissenschaftsklima unheil zu wittern ist ...
...den ich in seiner Vergötzung des Mittelmaßes zunehmend weniger mag (ein Dichter war er ja ohnedies nie): Was v e r s t e h t er denn von Biologie?
Und amüsiert ist der (seelische) Kleinbürger immer über Fremdes, solange es nicht seine Couchgarnitur gefährdet. Selbstverständlich ist überall Unheil zu wittern (und auch da), in sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen ... auch ganz zu Recht. Aber wer sich die letzten 2000 Jahre anschaut, wird feststellen, daß sich diese hochgradig erstaunliche Art, der Mensch, stärker der Wirklichkeit eingeschrieben und - von wenigen Reptilien und Insekten abgesehen - besser behauptet hat, als irgend eine sonst. Sogar unser aller Lebenserwartung ist, vom Mittelalter aus gesehen etwa, auf eine kaum glaubhafte Länge angestiegen. Und das, obwohl sich zunehmend die ökologischenLebensbedingungen verschlimmert haben. Es gibt, aufs Ganze gesehen, keinen Grund zum Pessimismus, so furchtbar einiges immer auch war und ist.
ich bin ja auch nur pessimistisch, was mich/mein leben betrifft (und meine couch), und auch das nur gelegentlich - die vielen milliarden sind anscheinend eh sehr zufrieden mit der welt und ihren machthabern, ob jetzt wissenschaftler, industielle, finanzhaie oder politiker.
die alte vorstellung, wie sehr es der natur egal ist ob die menschen (über)leben oder nicht, tangiert mich nicht mehr. die welt existiert nur durch mich. existiere ich nicht mehr, existiert die welt nicht mehr.
(soviel zum größenwahn des säuglings)
ad enzensberger: vielleicht sehnt er sich auch nur nach etwas, daß das allgegenwärtige mittel- und untermittelmaß, das längst maßgeblich geworden ist, übersteigt?
Enzensberger liebt das Mittelmaß, zu dem er nicht gehört.
Mich i n t e r e s s i e r t dieser sogenannte Größenwahn, da wir ohne einen solchen weder Pyramiden noch Schlösser noch van Goghs Gemälde noch die späten Streichquartette Beethovens noch Flugzeuge noch überhaupt Medizin noch Anselm Kiefers "Maikäfer flieg" noch --- eine Liebe hätten, die obsessiv an sich glaubt. Enzensbergers Wunschwelt mag keine Kriege kennen, aber sie kennt a u c h keine Lust.
Und der Größenwahn des Säuglings ist eben das, was ihn überleben läßt und "glauben", daß er in allem Unheil seinen Weg gehen wird. Daran, an diesem Glauben tut er Recht - ebenso wie ein Wissenschaftler, der dann schlußendlich - möge es nur einer unter Tausenden sein - etwas e r f i n d e t und findet.
das ist ja nicht einmal negativ gemeint, sondern eher amüsiert. und auch ein wenig beunruhigt, weil in diesem wissenschaftsklima unheil zu wittern ist ...
Nur nebenbei, à propos Enzensberger, gefragt...
Und amüsiert ist der (seelische) Kleinbürger immer über Fremdes, solange es nicht seine Couchgarnitur gefährdet. Selbstverständlich ist überall Unheil zu wittern (und auch da), in sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen ... auch ganz zu Recht. Aber wer sich die letzten 2000 Jahre anschaut, wird feststellen, daß sich diese hochgradig erstaunliche Art, der Mensch, stärker der Wirklichkeit eingeschrieben und - von wenigen Reptilien und Insekten abgesehen - besser behauptet hat, als irgend eine sonst. Sogar unser aller Lebenserwartung ist, vom Mittelalter aus gesehen etwa, auf eine kaum glaubhafte Länge angestiegen. Und das, obwohl sich zunehmend die ökologischenLebensbedingungen verschlimmert haben. Es gibt, aufs Ganze gesehen, keinen Grund zum Pessimismus, so furchtbar einiges immer auch war und ist.
die alte vorstellung, wie sehr es der natur egal ist ob die menschen (über)leben oder nicht, tangiert mich nicht mehr.
die welt existiert nur durch mich. existiere ich nicht mehr, existiert die welt nicht mehr.
(soviel zum größenwahn des säuglings)
ad enzensberger: vielleicht sehnt er sich auch nur nach etwas, daß das allgegenwärtige mittel- und untermittelmaß, das längst maßgeblich geworden ist, übersteigt?