Koffergeschichten
Es gefällt mir wirklich sehr, wie einige "namhafte österreichischen Schriftsteller" dieses Projekt sabotieren. Schüssel, Morak, Nenning & Co sollen besser die altbewährten Mozartkugeln, Sachertorten und Lippizaner, allenfalls noch ein paar Sängerknaben aus joppentragenden, besseren Wiener Familien zur regierungsgenehmen "Kulturwerbung" und "Volksbildung" (auweh) mißbrauchen. Nicht beteiligen wird sich laut "News" auch Robert Menasse. Er sei vom Suhrkamp-Verlag darüber informiert worden, dass wegen der Abdruckrechte für ein "dubioses Projekt" angefragt worden wäre. Man habe abgelehnt. Dem hatte der Autor nichts hinzuzufügen.
ilse aichinger zum koffer.
edit: Es geht in dieser Auseinandersetzung nicht um Haupt- oder Nebenfeinde, sondern diese Auseinandersetzung um den "Austrokoffer" ist nichts anderes als das neueste Symptom für traditionelle österreichische Konfliktgeschichte, und zwar der Konflikt zwischen der österreichischen Literatur und der österreichischen Politik. Diese Konstellation ist historisch dadurch gekennzeichnet, dass lebende Autoren immer verwunschen wurden, der Psychiatrie empfohlen wurden, als Netzbeschmutzer und Vaterlandsverräter bezeichnet wurden, und kaum waren sie tot, wurden sie vereinnahmt und in einer Kulturnation für die Touristen zur Schau gestellt, wie es eben zuletzt auch mit Thomas Bernhard geschehen ist. Die österreichischen Autoren haben seit jeher keine Lust gehabt, sich dann in irgendwelchen Situationen, wo die Politik im Spiel ist, sich vereinnahmen zu lassen, ausnahmsweise mal zu Lebzeiten. Dieser Koffer ist nichts anderes als ein kleines kulturelles Stückchen Ornament bei dem im nächsten Jahr anstehenden großen Selbstbeweihräucherungsjubelfest der Zweiten Republik. In Österreich existiert wenig Identität beziehungsweise Selbstzuschreibung. Niemand sagt, Österreich ist ein Bauernstaat, obwohl es einen ganz großen Anteil an Landwirtschaft gibt. Kein Mensch sagt, Österreich ist eine Industrienation, weil es zuwenig Großindustrie gibt. Es wird immer gesagt, Österreich ist eine Kulturnation. Und die österreichische Situation, die Geschichte, das Herumlavieren mit der Geschichte, die gegenwärtige politische Situation mit dieser unappetitlichen Regierung, soll nun herhalten für die Selbstbeweihräucherung der Regierung. Es war jedem denkenden Gemüt klar, dass sie das nicht wollen, und jeder österreichischer Künstler, der bei Sinnen ist, will nicht von der österreichischen Regierung, vom österreichischen Kanzler und vom österreichischen Kulturstaatssekretär herausgegeben werden. der autor robert menasse in einem gespräch im deutschlandfunk.
ilse aichinger zum koffer.
edit: Es geht in dieser Auseinandersetzung nicht um Haupt- oder Nebenfeinde, sondern diese Auseinandersetzung um den "Austrokoffer" ist nichts anderes als das neueste Symptom für traditionelle österreichische Konfliktgeschichte, und zwar der Konflikt zwischen der österreichischen Literatur und der österreichischen Politik. Diese Konstellation ist historisch dadurch gekennzeichnet, dass lebende Autoren immer verwunschen wurden, der Psychiatrie empfohlen wurden, als Netzbeschmutzer und Vaterlandsverräter bezeichnet wurden, und kaum waren sie tot, wurden sie vereinnahmt und in einer Kulturnation für die Touristen zur Schau gestellt, wie es eben zuletzt auch mit Thomas Bernhard geschehen ist. Die österreichischen Autoren haben seit jeher keine Lust gehabt, sich dann in irgendwelchen Situationen, wo die Politik im Spiel ist, sich vereinnahmen zu lassen, ausnahmsweise mal zu Lebzeiten. Dieser Koffer ist nichts anderes als ein kleines kulturelles Stückchen Ornament bei dem im nächsten Jahr anstehenden großen Selbstbeweihräucherungsjubelfest der Zweiten Republik. In Österreich existiert wenig Identität beziehungsweise Selbstzuschreibung. Niemand sagt, Österreich ist ein Bauernstaat, obwohl es einen ganz großen Anteil an Landwirtschaft gibt. Kein Mensch sagt, Österreich ist eine Industrienation, weil es zuwenig Großindustrie gibt. Es wird immer gesagt, Österreich ist eine Kulturnation. Und die österreichische Situation, die Geschichte, das Herumlavieren mit der Geschichte, die gegenwärtige politische Situation mit dieser unappetitlichen Regierung, soll nun herhalten für die Selbstbeweihräucherung der Regierung. Es war jedem denkenden Gemüt klar, dass sie das nicht wollen, und jeder österreichischer Künstler, der bei Sinnen ist, will nicht von der österreichischen Regierung, vom österreichischen Kanzler und vom österreichischen Kulturstaatssekretär herausgegeben werden. der autor robert menasse in einem gespräch im deutschlandfunk.
ferromonte - 15. Sep. 2004, 18:17
Wird da jeder Schrebergarten- und Basilikumtopfbesitzer mitgezählt, beim ganz großen Anteil?