p. coelho
Der gute Kampf ist der, den wir im Namen unserer Träume führen. Wenn sie mit aller Macht in unserer Jugend aufflammen, haben wir zwar viel Mut, doch wir haben noch nicht zu kämpfen gelernt. Wenn wir aber unter vielen Mühen zu kämpfen gelernt haben, hat uns der Kampfesmut verlassen. Deshalb werden wir uns gegen uns selber und werden zu unseren schlimmsten Feinden. (P. Coelho)
ferromonte - 13. Apr. 2005, 23:08
was es bedeutet, wenn die glocken für dich läuten:
(Aus "Bekenntnisse eines Suchenden", Gespräch von Juan Arais mit P. Coelho)
Während ich vor mich hin ging, begannen die Glocken Mittag zu läuten. Es waren dieselben Glocken, die die Häftlinge zusammengerufen hatten.
Meine Phantasie begann wieder zu arbeiten. Vor meinem inneren Auge entstanden Baracken voller Häftlinge, sah ich die ganze Schändlichkeit der Menschen. Ich schritt kräftig aus, um diesen Eindruck zu mildern, und irgendwann bin ich stehengeblieben und habe auf dem Dach des Aufseherhauses gelesen: "Nie wieder." Es hat mich einen Augenblick beruhigt, daß dies nie wieder geschehen würde, weil der Mensch unmöglich diese Barbarei wiederholen konnte.
Leider stimmte das nicht.
Genau das dachte ich plötzlich: daß es keine Gewißheit gab, daß sich dies nicht wiederholen würde, daß es sich schon wiederholt hatte und weiter wiederholen würde. Ich hatte am eigenen Leib das Grauen der Folter durch einen anderen Menschen, der dich den erniedrigendsten Qualen aussetzt, ohne daß du dich verteidigen könntest. Ich dachte an die dreckigen Kriege, an die Menschen, die in diesem Augenblick in Salvador starben. Ich dachte an die Mütter der Plaza de Mayo in Argentinien, die den gleichen Schrecken durchgemacht hatten, an die Militärs, die Unschuldige aus Flugzeugen warfen, und an alle Grausamkeiten in den Folterkammern der Diktaturen.
Plötzlich ist eine Verzweiflung über mich gekommen, ein Gefühl der Ohnmacht und einer entsetzlichen Nutzlosigkeit. Ich dachte: Diese miesen Menschen lernen überhaupt nichts dazu; wir sind dazu verdammt, die gleichen Schrecken zu wiederholen; was 1939-45 in Deutschland geschehen ist, passiert jetzt auf unserem Kontinent. Gleichzeitig dachte ich auch, daß der Mensch unmöglich keine Lehren aus der Vergangenheit ziehen kann. Und ich fing an, den Satz zu wiederholen, den ein anderer Schriftsteller einmal gesagt hat: "Kein Mensch ist eine Insel". In welchem Buch hatte ich das gelesen? Ganz allmählich fiel mir der ganze Absatz wieder ein: "Wenn Europa ein Stückchen Erde verliert, wenn ein Mensch stirbt, dann sterben wir alle." Ich weiß nicht mehr, wer der Autor ist. Ich erinnerte mich an den ganzen Absatz und den letzten Satz: "Frage mich nicht, für wen die Glocken läuten, sie läuten für dich."
Und dann merkte ich, daß ich mitten in einem Konzentrationslager stand und Glocken läuteten, und ich verstand plötzlich, wie in einer Erleuchtung, daß die Glocken für mich läuteten.
ferromonte - 23. Jan. 2004, 22:33
"Im Grunde liegt die Schuld an allem, was in unserem Leben geschieht, bei uns. Viele Menschen haben die gleichen Schwierigkeiten durchgemacht wie wir, doch sie haben anders reagiert. Wir haben den einfachsten Weg gewählt: eine abgetrennte Realität." (P.Coelho)
ferromonte - 22. Nov. 2003, 0:47
"... Wie kann ich jemanden hassen, der mir nur Liebe gegeben hat? dachte Veronika verwirrt und wollte ihr Gefühl zurücknehmen. Doch es war bereits zu spät, der Haß war entfesselt und hatte die Tore zu ihrer persönlichen Hölle aufgestoßen. Sie haßte die Liebe, die ihr gegeben worden war, weil sie keine Gegenleistung verlangt hatte - was absurd, unlogisch und unnatürlich ist.
Die Liebe, die keine Gegenleistung erwartete, erfüllte sie mit Schuldgefühlen, mit dem Wunsch, den in sie gesetzten Erwartungen zu entsprechen, auch wenn das bedeutete, aufzugeben, was sie für sich erträumt hatte. Es war eine Liebe, die ihr jahrelang eine heile Welt vorgegaukelt hatte, ohne zu bedenken, daß sie eines Tages aufwachen und der Wirklichkeit wehrlos ausgeliefert sein würde." (P.Coelho)
ferromonte - 18. Nov. 2003, 21:15
Verrücktheit ist die Unfähigkeit, seine Ideen zu vermitteln. Als wärest du in einem femden Land. Du siehst alles, verstehst, was um dich herum geschieht, kannst aber nichts erklären und keine Hilfe bekommen, weil du die Landessprache nicht verstehst. (Paulo Coelho, "Veronika beschließt zu sterben")
ferromonte - 17. Nov. 2003, 18:39