nachruf

harry mulisch tot

siehe hier: Der Autor des Welterfolgs "Die Entdeckung des Himmels" erlag Samstagabend in seinem Haus in Amsterdam einem Krebsleiden.

der rest ist schweigen
und LESEN!

http://www.mulisch.nl/persbericht-harry%20mulisch.html

salinger

Im Nichtveröffentlichen liege, so sagte er, "ein wunderbarer Friede". Eigentlich habe er nur noch für sich geschrieben, vermutete Tochter Margaret, weil er Angst vor Kritik hatte. Salinger war, was sein Privatleben anging, äußerst heikel. Er verfolgte sogar Internetseiten, die ihn zu ausführlich zitierten. Er habe seine individuelle Geschichte in sein Werk einfließen lassen, deshalb gehe sein Leben auch niemanden etwas an.
Entsprechend mäßig war seine Begeisterung, als Tochter Margaret im Jahr 2000 ihre Familienerinnerungen unter dem Titel Dream Catcher: A Memoir veröffentlichte und auch viele geheimgehaltene Details aus dem Privatleben des berühmten Vaters erzählte: Er sei sehr liebevoll, aber auch pathologisch selbstsüchtig gewesen, schrieb sie. Sein Arbeits- und Schlafzimmer habe sie jedenfalls nur zweimal in ihrem Leben betreten dürfen.


via der standard

strangers in the night

mein grossvater, kein mann der grossen ausgesprochenen emotionen, wünschte sich diesen sinatra-hit. für sein begräbnis. der auch gespielt wurde.
das werde ich nie vergessen, natürlich nicht; das war vor vielen jahren, und warum mir das gerade jetzt einfällt - ich weiss es nicht.

schmidt-dengler tot

unerwartet ist er vorgestern abgetreten. er hat zwar, wie die meisten literaturkritiker, auch viel unsinn geredet (für mich bemerkbar: über dichter wie hesse oder r. schrott); trotzdem habe ich viel respekt für seine arbeit und sein engagement.
aber das spielt jetzt keine rolle mehr. lungenembolie, als folge wovon?
sein abgang war überstürzt, wie sein sprechstil. passend irgendwie.
gute reise jedenfalls, herr schmidt-dengler ...

marianne fritz

der tod von marianne fritz trifft mich an einer stelle, die ich bisher nicht kannte. so wie ich das werk der fritz kaum kannte, immer nur auszugsweise in bestimmten zusammenhängen gelesen oder gehört, nie ganz und für sich. dennoch erinnere ich mich an den sog, den ihre texte immer entfalteten, der einen hineinzog, unter einer art vorwarnung: "nimm dir zeit, wenn du erst damit anfängst ..." - und die zeit hatte ich mir zu ihren lebzeiten nie genommen.
gestern im AKH verstorben - das haus, in dem ich täglich ein- und ausgehe, in dem tausende menschen arbeiten und ich weiß nicht wie viele patienten liegen, und sterben, und wieder entlassen werden. als verbrachte man seine tage in einem riesigen blinden fleck, was einen immer wieder unendlich verwundert, wenn man vom tod eines öffentlich bekannten menschen erfährt, der vielleicht nur zwanzig oder dreißig meter von mir entfernt war an diesem tag. die anonymen, unbekannten vielen, die auch sterben, die aber unidentifiziert bleiben, könnten auf einer riesigen leuchttafel in der eingangshalle aufgelistet werden, wie auf dem flughafen die abfliegenden und reinkommenden maschinen.

"Schaut her, Leute, wie schutzlos der Mensch doch ist, eine einzige verwundbare Fläche, angewiesen auf Güte, angewiesen auf Sachkenntnis, angewiesen auf sein Kennen, das Wissen von ihm und angewiesen auf so viel, dies wäre eine Stärke, die ich mir gefallen ließ, eine Größe, die ich akzeptieren könnte, es gestehen wie sehr wir Lebewesen sind, die angewiesen sind auf eine höhere als eine tierische Vernunft; wir sind angewiesen auf Intelligenz, wir sind: angewiesen auf Menschlichkeit, nicht weil sie großartig ist; sondern Voraussetzung für dies, was ich heiße Garantie vorerst einmal schaffen, fürs Weiterbestehen: der Möglichkeit überhaupt erst einmal zu werden dem Traum Mensch ähnlicher; jaja; ich sagja nix. "

danzer, schau net zruck

(widerlich sind sätze wie diese "Wie es seine Art war, klang der Abend alles andere als bitter aus. A Mensch Möcht I Bleiben und Lass Mi Amoi No D‘Sunn Aufgeh Segn, zwei der schönsten, die Fenster aufreißenden und die Luft hereinlassenden Lieder, die je in diesem engen, muffigen Land geschrieben wurden, waren da zu hören.", da könnt ich drauf spucken wenn ich so eine mist lese.)
ein tod, der mich auch trifft; ich wollte es nicht glauben, als ich die schlagzeile eben las. der danzer war eine fixe institution in österreich, er war ein ausdruck von wien und weiten teilen dieses landes. den werd ich wirklich vermissen, machs gut dort drüben, schurl!

("gestern ist der kettenraucher an lungenkrebs gestorben ..." sagt der TV moderator in der ZIB. bei todesmeldungen wird sonst meist über die ursache geschwiegen oder von "leiden erlegen" etc. gefaselt. wann wird die krankheit direkt erwähnt, wann nicht? und wann mit suggestiv-informationen?
was will uns das sagen? "seht her, das kommt davon"? und warum kotzt mich das enorm an?)

kapuscinski gestorben

ein aussergewöhnlicher autor ist gestorben - er war auch ein kenner afrikas, wie ich zuletzt vor zwei jahren in wien miterleben konnte. farewell

klaus mann

der tod klaus manns - kann man ihn überhaupt "selbstmord" nennen? ist er nicht vielmehr vom leben zerrieben worden, chancenlos? hat er nicht eigentlich erstaunlich lange gelebt, gemessen an den faktoren, die ihn zerrieben haben, gemessen an der unausweichlichkeit seines freitodes? er war erstaunlich mutig, erstaunlich wach; ich dachte eben kurz an den österreichischen erzherzog rudolf und sein ende in mayerling, da gibt es gewisse parallelen - ja.
was er mit vielen teilte, die ihn überlebten, war die verzweiflung darüber, daß alles so weitergeht, nach dem zweiten weltkrieg, nach 1945, nach dem sturz der nazis in deutschland.
es ging weiter und es geht weiter: wir sehen heute, in welche richtung es gegangen ist und weitergeht und wie klarsichtig er und seinesgleichen doch waren. gewissermaßen hat er das leben vieler millionen westler vorweggenommen, vorweggelebt.
wir haben uns heute meist mit der ausweglosigkeit arrangiert, wir sehen weg oder belügen uns enthusiastisch selbst, die meisten vom uns wissen ja gar nicht, daß sie wegsehen, und sie leiden nur an den symptomen der folgen dieser welt-spaltung: depression, drogensucht, exzessives sexualleben. die ursachen verstehen sie nicht, und ihre therapie ist fragwürdig.
kunst ist fragwürdig im selben sinn: kunst ist ein bürgerlicher, vollkommen anachronistischer standpunkt, den es nur mehr als strohpuppen- oder geschäfts-identität gibt; jeglicher idealismus und utopismus (gut?) hat alle kraft verloren. jeder glauben hat seine kraft verloren. es gibt nur den geschäftsmann (geldmacher) oder den stroh-mann. und der strohmann hat das schwere los gezogen: er wartet aufs sterben, und stürzt sich täglich aufs neue in das irre spiel, alte rollen auszuprobieren, so gut wie immer ohne echo, ohne erfolg. der geschäftsmann kann geld machen, solange er sich an die regeln des marktes hält und auf dem parkett der käufer tanzt ..
klaus mann war in gewisser weise ein prototyp des entwurzelten, erdrückten, zerriebenen europäers, wie er heute in tausendschaft und völlig unbekannt sein dasein fristet. wörtlich: fristet. bis die frist abgelaufen ist, was er - möglicherweise - selbst bestimmt.

waechter gestorben

so alt war er noch nicht, friedrich karl waechter. 67 sind kein alter, aber wir suchen uns das nicht selber aus.
spielplan_2003_waechterLegendär ist das Schwein, das mit den Worten "Käsekuchen, Käsekuchen" über den Bürgersteig wandert, während im oberen Geschoss eines Hauses sich jemand aus dem Fenster lehnt und "Pinki, hierher" ruft.
absurd, tiefsinnig, direkt und für so manchen unangenehm offen. großartig.
komm gut an drüben, und lass es dir gutgehen ... du fehlst.

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