irakkonflikt

Fahimeh Farsaie

auf freitag.de

OFFENER BRIEF DER IRANISCHEN SCHRIFTSTELLERIN FAHIMEH FARSAIE AN GEORGE BUSH

Sehr geehrter Herr Präsident der Vereinigten Staaten, George W. Bush,

Sie feiern nun majestätisch Ihren militärischen Triumph gegen den Irak mit Ihren Verbündeten und Unterstützern. Ihr Erfolg ist gleichzeitig der heiß begehrte Sieg der US-amerikanischen Rüstungsindustrie. Denn sie wird in diesem Jahr, nach Berechnungen des US-Außenministeriums, wunderbringende Rüstungsgüter im Wert von 14 Milliarden Dollar verkaufen können. Mit ruhigem Gewissen freut sie sich auf die Wiederherstellung der mehr als 9000 Bomben, die in den Kriegstagen über dem Irak abgeworfen wurden. Ich komme aus einem Land, das vermutlich in absehbarer Zeit eventuell eine Menge von Ihren perfekten Bomben abbekommen wird. Ich stamme nämlich aus einem der Länder der sogenannten »Axis of Evil«, aus dem Iran. Ich bin persische Schriftstellerin und dennoch oder gerade deshalb bewundere ich Sie.

Ich muss aber zugeben, dass ich erst kurz vor diesem Frühlingsanfang die wunderbar verwirrende Bewunderung in mir spürte, als Sie für den seit Ihrer Amtseinführung geplanten Irak-Angriff im Namen der Freiheit warben. Vor diesem unerwarteten Sinneswandel war ich besessen von einem erstaunlich reizvollen Hass gegen Amerika und seine Außenpolitik. Gegen diesen merklich zügellosen Abscheu war ich fast machtlos. Er nahm mich als naive Jugendliche ein und vermehrte sich unwillkürlich in mir. Als Sie in Ihrem historischen Auftritt, den ich im Fernsehen verfolgte, mit erhobenem Zeigefinger die Welt wissen ließen, dass die US-Truppen bald die Gefahr Saddams »auslöschen werde«, verlöschte in mir ebenfalls jene quälende Abscheu und stattdessen erblühte augenblicklich eine einleuchtende Bewunderung. Ich schaute mir jene eindrucksvolle Szene, in deren Hintergrund das prächtige amerikanische Sternenbanner feierlich flatterte, an und fühlte mich von meinem unzüchtigen Hass befreit.

Zugegebenermaßen habe ich mich kaum in all diesen Jahren mit den Ursachen jener Abneigung gegen die Supermacht USA gründlich beschäftigt. Erst in dem erleuchtenden Moment der Bewunderung habe ich mich gefragt, was mich als junge, erfolgreiche Juristin und Schriftstellerin im Iran, die sich immer für die Demokratie und Gerechtigkeit einsetzte, dazu bewegte, den »Vorkämpfer der freien Welt«, als Feind zu betrachten und dagegen zu kämpfen? Und dazu auch noch bewaffnet?

Dafür musste ich zuerst mit mir selbst ringen und einige meiner elementaren Prinzipien opfern; Pazifismus etwa, Glaube an Gewaltlosigkeit, Antimilitarismus. Es war kurz nach dem Sturz des Schah im Jahre 1979. Da tobte der Iran-Irak Krieg: eine Zeit des Grauens, der Lebensmittelknappheit, des nächtlichen Bombardements durch Saddams Militär, das uns mit amerikanischer Unterstützung »Freiheit« schenken wollte.

In dieser Zeit stand ich morgens immer gegen fünf Uhr auf. Zuerst machte ich meine damals achtmonatige Tochter fertig, dann musste ich stundenlang Schlange stehen, um für mein Kind Milch zu bekommen und danach bin ich zur nächsten Moschee, um den Umgang mit Waffen zu lernen. Die Gefahr, dass Saddam mit amerikanischer Hilfe mein Land erobern konnte, war nicht gering. Daher habe ich mich einer von der islamischen Regierung angebotenen militärischen Ausbildung für die Bevölkerung angeschlossen, um uns verteidigen zu können.

In der Moschee meines Viertels waren wir circa 20 Frauen, gehüllt in lange Mäntel und Kopftücher. Wir wälzten uns auf den persischen Teppichen, lernten militärische Übungen, Schießen und Abwehrtechniken. Meine Tochter saß gemütlich in ihrem Babystuhl - den schleppte ich jeden Tag mit -, nuckelte an ihrer Milchflasche und lächelte uns unwissend an.

An diese nun mir absolut lächerlich erscheinende Szene habe ich mich sofort erinnert, als Sie im Fernsehen als Weltverbesserer auftraten. Dabei musste ich an den CIA-Putsch im Jahr 1953 denken, durch den Mossadegh, der demokratisch gewählte Premierminister Irans, »ausgelöscht« wurde. Stattdessen unterstützte Ihr ebenfalls demokratisch gewählter Kollege, Ex-Präsident Nixon das Schah-Regime, das im folgenden Vierteljahrhundert als ein zentraler Stützpfeiler der US-Strategie im Nahen Osten fungierte. Aus Dankbarkeit Ihrem Land gegenüber für die Rückgabe der Macht an ihn, ließ der Schah das amerikanische Militär und die CIA Stützpunkte auf iranischem Boden unterhalten, von denen aus sie die benachbarte UdSSR ausspionierten. Ihr Ex-Präsident setzte dann die Armee des Schahs gegen nationale Befreiungskämpfe in der Golfregion ein und sie brachte unzählig unschuldige Menschen um. Um alles unter Kontrolle zu haben, bildeten dann die amerikanischen Berater die verhasste Geheimpolizei des Schahs - SAVAK - aus, die die Verschleppungen, den Mord und die Folter Tausender Perser auf dem Gewissen hat. Von den Gräueltaten der SAVAK war auch ich betroffen. Wegen der Veröffentlichung einer kritischen Erzählung musste ich monatelang im berüchtigten Ghassr-Gefängnis sitzen. »Schicksal,« sagt meine Tochter, die inzwischen so jung ist wie ich damals war: »Du lebst ja nur in der Vergangenheit. Blick nach vorne!«

Ich blicke nach vorne und sehe Sie im Fernsehen in der Rolle eines charmanten Weltrichters, der mit edlen Worten seinen »in der Geschichte zivilisierter Nationen nahezu beispiellosen« Krieg ankündigt. Dass Sie mit weicher Stimme über die gnadenlose Ausübung der technisch hoch ausgerüsteten US-Militärgewalt gegen Iraker redeten, versetzte mich in gewaltiges Staunen. Das Wort »Krieg« benutzten Sie kaum. Statt dessen sprachen Sie mit ihrem anmutigen Blick, für den die Amerikaner Sie lieben, von »Frieden« und »Freiheit«. Mit rhetorischen Salven faszinierten Sie mich und die Mehrheit Ihrer eigenen Bevölkerung. Da war es für mich und die meisten Amerikaner irrelevant, dass Sie die fairen Ansichten der Weltgemeinschaft ignorierten und das internationale Recht brachen.

Ich bewundere Sie, weil Sie mit einer beneidenswerten Kühnheit, geschickten Fakten-Schminkereien und vorsätzlicher Täuschung einem Teil der Welt und dem amerikanischen Volk vormachten, dass Ihr Krieg ein gerechter Krieg sei. Denn, laut Aussagen des Regierungssprechers Scott McClellan existierten alle Quellen, auf die Sie sich bezogen, um den Angriff gegen den Irak zu rechtfertigen, nicht: so die angeblichen Berichte der Internationalen Atom-Energie-Behörde (IAEA) von 1991 und 2002, die Artikel aus der London Times und New York Times, die angeblichen Beweise der CIA-Informanten, die Satellitenbilder und so weiter.

Nun feiern Sie Ihren militärischen Sieg, und fast die ganze Welt freut sich ungemein, während Sie nebenbei mit den anderen Mächten um die Verteilung der »Kriegsbeute« schachern. Als meine Tochter diese mitbekommen hat, fragte sie mich enttäuscht: »Was denn? Bist du gegen oder für den Krieg? Willst du, dass noch mehr unschuldige Menschen sterben?«

Genau deshalb bewundere ich Sie: Mit ihrer militärischen und politischen Überlegenheit drängen Sie die Menschheit in eine Lage, in der sie den Teufel nur mit dem Beelzebub austreiben kann. Das gilt auch für Ihr nächstes Ziel, den Iran. Ist das nicht bewundernswert?

Hochachtungsvoll Fahimeh Farsaie

Fahimeh Farsaie, Autorin und freie Journalistin, geboren 1952 in Teheran, lebt in Köln. Von ihr erschienen die Romane und Erzählungen: Die gläserne Heimat (1989), Vergiftete Zeit (1991 ), Flucht und andere Erzählungen (1994), Hüte dich von den Männern, mein Sohn (1998)

Blair verhinderte 2001 US-Angriff auf Irak

der spiegel erzählt eine weitere interessante, wenn auch nicht unerwartete geschichte .. aber das wird blair auch nicht mehr die haut retten.

was den irakkrieg betrifft

bin ich jetzt in einer position der erstarrung gewissermaßen festgefahren.
die letzten diskussionen waren über einen artikel von biermann im spiegel, noch vor kriegsbeginn, und einer von g. kunert in der "zeit".
kunert hat wohl nur großen ärger, weil sein lyrik-beitrag nicht auf der CD-rom droben war, und biermann? er hat einen rebellionsreflex, der ihm einflüstert wenn der kanzler und das volk einer meinug ist, MUSS was falsch sein ... seine intelligenz wird überrumpelt von alten DDR-konditionierungen und einem mangel an konzentration.
es scheint nun doch den anschein zu haben, der krieg weitet sich zu dem aus, wie es meinereiner befürchtet hat. und schon findet man in den nachrichten andeutungen, syrien werde das nächste ziel sein.
können wir europäer denn wirklich gar nichts tun, als unsere meinung im privaten zu haben und im übrigen zuzusehen, wie die bush-administration die welt in den krieg stürzt?
ich verstehe alle die bekannten von mir nicht, die ihr leben so weiterleben als wäre nichts passiert. für sie scheint der krieg nur eine schlagzeile zu sein, und die börsenkurse ein indikator für den verlauf. sie begreifen nicht, wie sehr sie involviert sind, wir alle. es kann kein krieg geführt qwerden, ohne daß wir nicht alle involviert werden. wir verdrängen die kleineren kriege zwar, wie etwa tschetschenien, aber hier kann das nicht klappen.
warum geschieht auf politischer ebene nichts seitens der EU? nicht, daß ich das erwartet hätte, aber immerhin wäre das eine positive überraschung. aufforderungen an bush und blair, sofort den krieg einzustellen, gebunden an drohungen: wirtschaftliche und diplomatische isolation von seitenms der EU. das klingt für viele lächerlich, wäre aber einen tat. ein mittel. eine klare aussage. wenn das alle EU-staaten mittragen, dann ist das etwas.
stattdessen sind die sondersenungen aus den medien fast ganz verschunden und man sendet die üblichen serien, um die leute im tiefschlaf zu halten. in dem sie ja auch ohne die serien bleiben würden.

Gotteskrieger

Günter Grass kritisiert die USA

In seiner Dankesrede bei der Entgegennahme des Halle- Preises warf Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass am Freitag den Vereinigten Staaten vor, sie praktizierten im Konflikt mit dem Irak das „Unrecht des Stärkeren“. Der Krieg gegen den Irak sei von der amerikanischen Administration „seit langem gewollt und geplant“ worden. Präsident Bush und seine Regierung ignorierten die UN und setzten die Welt durch einen „völkerrechtswidrigen Krieg“ in Schrecken. Nach Ansicht von Grass kann es nicht verwundern, „wenn sich die Sprache des Angreifers der Wortwahl seines Feindes mehr und mehr angeglichen“ habe. Religiöser Fundamentalismus ermächtige beide Seiten, den „allen Religionen eigenen Begriff ,Gott‘ zu missbrauchen und in Geiselhaft zu nehmen“. Der Schriftsteller bedauerte, dass die USA, die „großmütigen Spender des Marshallplanes“ und „langmütigen Lehrmeister im Schulfach Demokratie“, ihren eigenen Prinzipien untreu würden. Auch viele amerikanische Bürger seien entsetzt über den „Zerfall der ureigenen Wertvorstellungen und die Hybris der hauseigenen Macht“. An der Seite dieser Kritiker sehe er sich selbst als „erklärter Proamerikaner“.

dpa/

SZ

„Syrien wird das nächste Ziel sein"

Der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark über einen Irak-Krieg, die Rolle Deutschlands und Saddams Schicksal - Interview

WELT am SONNTAG: Wie fanden Sie die Rede von US-Außenminister Powell vor dem UN-Sicherheitsrat?

Wesley Clark: Das war eine hervorragende Präsentation.

WamS: Reichen die gezeigten Satellitenfotos und die abgehörten Telefonate aus, um zu beweisen, dass Saddam Hussein die Resolution 1441 verletzt hat?

Clark: Ich bin mir sicher, dass die Regierung noch mehr weiß. Aber allein das, was Powell am Mittwoch gesagt hat, reicht für einen Militärschlag. Saddam Hussein ist den Verpflichtungen der Resolution nicht nachgekommen. Aus den aufgezeichneten Gesprächen wurde klar, dass er Massenvernichtungswaffen besitzt. Alle Mitglieder des Sicherheitsrats müssen das ernst nehmen.

WamS: Was ist nun zu tun?

Clark: Man hat Saddam vorher gesagt, dass er die Resolution nicht verletzen darf. Die Inspektoren werden nur etwas finden, wenn jemand im Irak einen Fehler bei der angeordneten Beseitigung der Massenvernichtungswaffen macht. Der Ruf nach mehr Inspektionen ist daher sinnlos. Wir müssen eine Entscheidung treffen.

WamS: ... die Deutschland und auch Frankreich blockieren ...

Clark: Für Deutschland lautet die Entscheidung, mit den anderen Ländern die Umsetzung der Resolution durchzusetzen. Es muss eine so konstruktive Rolle wie möglich spielen im Konflikt und in der Zeit danach.

WamS: Was meinen Sie mit „konstruktive Rolle“?

Clark: Es bedeutet, teilzunehmen an der Entscheidungsfindung über die Modalitäten des Konflikts und des Wiederaufbaus. Und teilzunehmen mit Truppen.

WamS: Aber Deutschland will das nicht ...

Clark: Dann bleibt Deutschland Außenseiter. Das Beharren auf hohlen Prinzipien bringt nichts. Das Prinzip, dass die Anwendung von Gewalt nur letztes Mittel ist, ist richtig. Was wir jetzt machen, ist, das letzte Mittel anzuwenden. Jetzt nicht auf die Einhaltung der Resolution zu bestehen, wäre ein großer Fehler. Das würde Saddam Hussein einen riesigen Sieg bescheren und den internationalen Terrorismus stärken.

WamS: Sollte Deutschland mehr „Fuchs“-Panzer zur Verfügung stellen ...

Clark: Natürlich.

WamS: ... und Patriot-Raketen in die Türkei liefern, wie derzeit in der NATO diskutiert?

Clark: Das müssen die Planungsstäbe des Militärs entscheiden. Aber als früherer NATO-Oberbefehlshaber möchte ich natürlich, dass Deutschland die Alliierten unterstützt.

WamS: ... und nicht gegen eine weitere Resolution stimmt ...

Clark: Deutschland sollte die nächste Resolution unterstützen. Es hat seine Meinung ausreichend kundgetan. Ich kann dieses Verhalten gut verstehen. Aber an diesem Punkt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man setzt die Resolution 1441 mit der ganzen Macht der UN durch oder man schenkt Saddam einen Sieg und schwächt die UN.

WamS: Sie sagten, Saddam Hussein haben die Resolution verletzt. Braucht es da überhaupt noch eine weitere Resolution?

Clark: Die USA und ihre Partner brauchen keine neue Resolution, um gegen den Irak vorzugehen, aber sie würde die UNO stärken.

WamS: Wann kann der Krieg aus militärischer Sicht beginnen?

Clark: Jederzeit.

WamS: Wie wird er verlaufen?

Clark: Ein paar Tage Kampf, und Saddam Husseins Truppen werden zusammenbrechen.

WamS: Und sich dann gegen ihn selbst richten?

Clark: Das weiß ich nicht.. Aber ohne den Irak ist Saddam ein irrelevanter Ex-Diktator. Er wird ein kurzes Leben haben, auch wenn er aus dem Irak entkommt.

WamS: Was passiert, wenn der Krieg nicht schnell zu Ende ist?

Clark: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er in kurzer Zeit vorbei ist.

WamS: Wann wird er starten?

Clark: Das hängt von der Diplomatie ab.

WamS: Man wird also den Bericht von Chefinspektor Hans Blix am nächsten Freitag abwarten ...

Clark: Ja. Dann wird die Entscheidung fallen.

WamS: Haben denn die USA ihre Entscheidung für den Krieg gegen den Irak schon getroffen?

Clark: Die Entscheidung, das Thema Irak in Richtung Krieg zu lenken, wurde von der Bush-Regierung vor langer Zeit getroffen.

WamS: Wann?

Clark: Ich bin nicht Mitglied der Regierung, aber ich glaube, es war Ende 2001.

WamS: Noch vor ein paar Monaten waren Sie gegen einen Krieg gegen den Irak. Was hat Ihren Meinungsumschwung bewirkt?

Clark: Ich bin noch immer dagegen. Die Entscheidung für den Krieg ist das geringere von zwei Übeln.

WamS: Viele Menschen in den USA und in Europa haben Sorge, dass die USA nicht lange genug im Irak bleiben, um ihn zu stabilisieren.

Clark: Ich glaube schon, dass sie für längere Zeit bleiben werden.

WamS: Was wird nach Saddam Hussein kommen?

Clark: Eine massive Präsenz der Amerikaner in der Region.

WamS: Und im Irak. Wird es eine Militärregierung geben?

Clark: Ja.

WamS: Sehen Sie weitere Ziele in der Region?

Clark: Ich glaube, dass Syrien das nächste Ziel sein wird. Schon innerhalb von zwölf Monaten.

WamS: Obwohl im nächsten Jahr in den USA Präsidentschaftswahlen anstehen?

Clark: Die Aktion muss zu Ende sein, bevor die Wahlsaison startet, oder sie muss verschoben werden auf die Zeit danach.

WamS: Kommt dann vielleicht auch noch ein weiterer Staat der so genannten „Achse des Bösen“ an die Reihe, der Iran?

Clark: Ja, der kommt nach Syrien.

WamS: Das hört sich an, als würde sich die Regierung Bush durch die komplette Liste der „failed states“ arbeiten, mit einer Pause für die Wahlen .

Clark: Das ist mein Eindruck.


Das Interview führte Waltraud Kaserer.
Artikel erschienen am 9. Feb 2003 (aus Welt am Sonntag)

warum zieht die UNO morgen das gesamte personal

aus dem irak und bagdad ab? dieses zeichen, das handtuch geworfen zu haben, ist ein weiteres armutszeugnis der UNO.

Carter straft Bush ab

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter übte scharfe Kritik an der Irak-Politik seines Nachfolgers George W. Bush. Ein Krieg gegen den Irak sei "ungerecht" und zerstöre die Ergebnisse zweier Jahrhunderte amerikanischer Außenpolitik, schrieb der Friedens-Nobelpreisträger in einem Beitrag für eine US-Zeitung.

New York - Die Außenpolitik der amtierenden US-Regierung habe "den zwei Jahrhunderte langen konsequenten Einsatz" der beiden amerikanischen Volksparteien, der "der Nation Größe brachte", ins Gegenteil verkehrt, schrieb Carter in der "New York Times". Der Politiker, der von 1977 bis 1981 Präsident der Vereinigten Staaten war, betonte, dass auch er viele internationale Krisen habe bewältigen müssen. "Ich wurde zutiefst vertraut mit den Grundsätzen eines gerechten Krieges, und es ist klar, dass ein unilateraler Angriff auf den Irak diesen Regeln nicht gerecht wird."

Carter, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde, betonte, der Irak stelle keine direkte Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten dar. "Dennoch scheinen die USA entschlossen, gegen die überwältigende Mehrheit der meisten Menschen und Regierungen der Welt militärisch und diplomatisch auf eine Art gegen den Irak aktiv zu werden, die in der Geschichte der zivilisierten Nationen nahezu beispiellos ist."

Der Ex-Präsident bezeichnete die Versuche Bushs, die Terror-Angriffe des 11. September mit dem Irak in Verbindung zu bringen, als nicht überzeugend. Zudem habe Bush kein internationales Mandat, eine "Pax Americana" in der Golfregion zu erzwingen, was dazu führen könne, dass der Irak ein Jahrzehnt lang besetzt werden müsse.
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© SPIEGEL ONLINE 2003

rücktritt eines US-diplomaten

gefunden auf www.freitag.de
In einem Brief an Colin Powell begründet US-Diplomat John B. Kiesling seinen Rücktritt:

Sehr geehrter Herr Außenminister,
ich schreibe Ihnen, um meinen Rücktritt vom diplomatischen Korps der Vereinigten Staaten und von meiner Position als Attaché der US-Botschaft in Athen zu erklären. Diese Entscheidung habe ich schweren Herzens getroffen. Ich bin in dem Geist erzogen worden, meinem Land etwas zu geben. Als Diplomat zu dienen, war für mich ein Traumjob. Ich wurde dafür bezahlt, fremde Sprache und Kulturen zu verstehen und Diplomaten, Politiker, Wissenschaftler und Journalisten davon zu überzeugen, dass ihre und unsere Interessen übereinstimmen. Der Glaube an mein Land und seine Werte waren die wichtigsten Waffen in meinem diplomatischen Arsenal.

Es ist wohl unvermeidlich, dass man während eines 20-jährigen Dienstes im Außenministerium Einiges dazu lernt und auch zynisch wird angesichts der engstirnigen und egoistischen Motive, die unsere Politik manchmal bestimmt haben. Die menschliche Natur ist so, wie sie ist, und ich wurde dafür bezahlt und befördert, sie zu begreifen. Bevor die jetzige Regierung ins Amt kam, konnte ich daran glauben, dass die jeweilige Politik des Präsidenten im Großen und Ganzen auch den Interessen des amerikanischen Volkes und der Welt entsprach. Das glaube ich jetzt nicht mehr.

Die Politik, die wir Diplomaten jetzt vertreten sollen, ist nicht nur mit den amerikanischen Werten unvereinbar, sondern auch mit den amerikanischen Interessen. Wenn wir geradezu blindwütig auf einen Krieg gegen den Irak aus sind, dann untergraben wir damit unsere Glaubwürdigkeit gegenüber anderen Nationen, die seit den Tagen von Woodrow Wilson unser wichtigster Trumpf gewesen ist. Wir haben begonnen, das größte und effektivste Netzwerk internationaler Beziehungen zu zerstören, das es jemals gab. Unser gegenwärtiger Kurs wird Instabilität und Gefahr bringen, keine Sicherheit.

Globale Interessen zu Gunsten der Innenpolitik und des Eigeninteresses einer Regierung aufzugeben, ist nichts Neues und ist sicherlich nicht ein spezifisch amerikanisches Problem. Dennoch: Seit dem Vietnam-Krieg hat es nicht mehr eine solche Unvernunft und eine solche Manipulation der öffentlichen Meinung in Amerika gegeben. Nach der Tragödie des 11. September waren wir stärker als vorher. Um uns versammelt war eine internationale Koalition, die zum ersten Mal bereit war, systematisch gegen die Bedrohung des Terrorismus vorzugehen. Statt auf diesem Erfolg aufzubauen, hat sich die Regierung entschlossen, aus dem Terrorismus ein innenpolitisches Werkzeug zu machen, indem eine versprengte und weitgehend besiegte al Qaida zu ihrem Verbündeten wurde. Wir terrorisieren und verwirren die öffentliche Meinung, indem eine Verbindung zwischen dem Terrorismus und Irak behauptet wird, die nicht existiert. Als Ergebnis - und vielleicht war es sogar das Motiv - wird eine große Umverteilung öffentlicher Mittel an das Militär gerechtfertigt. Und aus dem gleichen Grund werden jene Vorkehrungen geschwächt, mit denen die amerikanischen Bürger vor dem Zugriff der Regierung geschützt werden. Der 11. September 2001 hat das Gefüge der amerikanischen Gesellschaft weniger beschädigt als das, was wir gegenwärtig selbst tun. Ist das Russland der späten Romanows tatsächlich ein Modell für uns, ein selbstsüchtiges und abergläubiges Imperium, das sich im Namen einer künftigen Ordnung selbst zugrunde richtet?

...

Sehr geehrter Herr Minister, ich habe großen Respekt vor Ihrem Charakter und Ihren Fähigkeiten. Sie haben mehr für unsere internationale Glaubwürdigkeit getan als unsere Politik verdient, und Sie haben trotz der Exzesse einer ideologisch verbohrten und egozentrischen Regierung etwas Positives bewahrt. Aber Ihre Loyalität zum Präsidenten geht zu weit. Wir sind dabei, das internationale System, das mit Mühe und großem Einsatz aufgebaut wurde, zerstörerischen Belastungen auszusetzen - ein Netz von Gesetzen, Verträgen, Organisationen und gemeinsamen Werten, das unseren Feinden wesentlich effektiver Grenzen setzt, als dass es Amerikas Fähigkeit, seine Interessen zu verteidigen, begrenzt.

Ich trete zurück, weil ich es nicht geschafft habe, mein Gewissen mit meinem Auftrag zu versöhnen, die gegenwärtige US-Regierung zu vertreten. Ich bin zuversichtlich, dass unser demokratischer Prozess sich eines Tages selbst korrigiert. Ich hoffe, dass ich von außen einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass wir wieder eine Politik betreiben, die der Sicherheit und dem Wohlergehen des amerikanischen Volkes und der Welt entspricht.

Aus dem Englischen von Hans Thie

washington, london

man bekommt schon einen sehr skurillen eindruck: panzer auf den flughafen heathrow, stinger rakten in washington -- es sind immer nur teil- oder falschwahrheiten, die an das auge und/oder ohr der öffentlichkeit dringen, und zu spekulationen führen. oder ist alles leicht zu durchschauen?
was für eine streßbelastung das konsumieren der nachrichten mit sich bringt: versuchen müssen zwischen den zeilen zu lesen, von vornherein wissen, daß man nix glauben kann was in dieser form gebracht wird, weil ein bestimmter zweck damit verbunden ist, jedenfalls nie nur 'objektive information'.

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ferromonte - 6. Mär, 15:31
oh ja
oh ja
boomerang - 5. Mär, 23:13
Corona und 2020
Das Erschreckende an der Corona-Thematik sind die Medien(!!),...
ferromonte - 5. Mär, 08:14

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