Jünger der Kunstreligion

Gleichgültig, wie hoch man Literatur als Kunst schätzt, sie findet doch immer ihre Grenze darin, das sie nicht das Leben selber ist, sondern eine abgeleitete, nachträgliche und nachtragende Form, die das ungeheuer Unbegreifliche des menschlichen Lebens darzustellen und zu verstehen versucht. Das Leben geht der Kunst voraus. Der Jünger der Kunstreligion jedoch glaubt, es verhalte sich umgekehrt. Indem er ihr sein eigenes Leben weiht, ist er geneigt, es wie einen ungeschriebenen Roman zu betrachten und zu erzählen. Er belädt die Poesie mit den allerhöchsten Erwartungen. Dabei ist sie doch nur das von Menschen Gemachte. Sie kann das Leben nicht ersetzen, und wenn man die Autobiografien von Raddatz und Reich-Ranicki liest, so spürt man die untergründige Trauer darüber, dass der imaginäre Himmel der Literatur für das wirkliche Leben nur ein Ersatz ist. [via die zeit]

ein interessanter, und auch etwas merkwürdiger artikel in der "zeit" ...
Sybilla - 19. Sep, 00:44

Wie so oft...

... in den letzten Jahren, bin ich mit den "Ergüssen" vieler ZEIT-Autoren, die den Kampf gegen die Dummheit tunlichst zuerst in ihren Redaktionen führen sollten, seitdem die "Großen" nicht mehr unter ihnen weilen, nicht mehr einverstanden. Sprech- bzw. Schreibblasen bevölkern nicht nur das Feuilleton (von dem man es ja auch in anderen Gazetten gewohnt ist).

Ein hartes Urteil, ich weiß. Es resultiert aus der Enttäuschung, in dieser Wochenzeitung nicht mehr jenen Geist wahrnehmen zu können, der es einmal zur unverzichtbaren Lektüre machte.

"...dass der imaginäre Himmel der Literatur für das wirkliche Leben nur ein Ersatz ist."

Ich weiß nicht, was dieser Autor liest. Auf die von ihm genannten Biografien mag das zutreffen. Aber wie sehr ein Buch tief ins - reale! - (Da-)Sein eingreifen kann, das habe ich in meinen Leben oft genug erfahren dürfen.

Nicht nur die Poesie ist das "vom Leben Gemachte" (was für ein Deutsch!), sondern das Leben selbst ist das "vom Leben, von uns, den Menschen, Gemachte". Und die Literatur hat ihren Anteil daran, wo wir auszuwählen wissen; sie ist Teil des Lebens, wo ich das will, nicht Nachläuferin - höchstens in einer Zeit der Biografien en masse und Memoiren, die heute schon Leute im zarten Alter von 20, 30 oder 40 Jahren schreiben. Wer so seinen Bücherschrank füllt, kann es natürlich nicht besser wissen.

albannikolaiherbst - 31. Jul, 10:53

Dennoch reicht kein Satz.

Jemals an die Präsenz eines Glases voll Wasser heran.

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