gestern in der u-bahn

michel houellebecq in der u-bahn sitzend, eine zeitung durchblätternd, es fehlt ihm nur die zigarette, in der typischen "blasierten" haltung zwischen mittel- und ringfinger. ihm gegenüber eine frau, artemis-stil, etwa 37, die ununterbrochen telefoniert und dabei die beine abwechselnd übereinanderschlägt, sich windet und die haare immer wieder zurückwirft. er kann seine konzentration nicht in der zeitung halten. immer wieder lecken seine gierigen blicke nach ihr, zielen auf ihre beine, hände, ins gesicht. manchmal sieht er sie direkt an und sucht blickkontakt, aber nur um schnell wegzusehen, wenn sie den blick erwidert.

- - -

das mädchen, etwa 12 jahre alt, das in nicht nachvollziehbaren mustern hüft auf dem weg von der u6 station michelbeuern zum AKH-eingang, die brücke über den gürtel entlang. bis ich genauer hinsehe und das muster entdecke:
es sind die flecken der zahllosen ausgespuckten kaugummis auf dem bodenbelag, die in allen schattierungen zu unregelmässigen sprüngen verlocken: sie springt von fleck zu fleck.
Sturznest - 20. Jul, 20:12

das letztere ist ein sehr sehr feines Bild...kennst Du den Dichter Jürgen Becker, an den erinnert mich das, iss immer so eine haarige Sache wenn man andere Dichter nennt, denn eigentlich wollte ich hier nichts anderes als das zweite loben, aber das mit Michel H ist auch fein, wobei ich auch glaub dass er überlegt welche Farbe ihr BH hat, falls sie einen trägt.

Terpsichore (Gast) - 27. Jul, 22:36

Artemis-Stil?

Wie kann man sich denn den vorstellen?
Fragt und gratuliert zum neuerlichen Dschungelduell ;-)
Terpsichore

ferromonte - 27. Jul, 22:53

jagdgöttin eben, dann ist es sache ihrer phantasie.
die gratulation kann ich nur als zynismus nehmen ... aber trotzdem freut mich ihr besuch hier.
Terpsichore - 27. Jul, 23:13

Ich weiß...

wer Artemis ist, und wie sie dargestellt wird. Aber was daran war in der Frau? Es gibt so viele verschiedene Aspekte. Ich dachte Sie hätten einen bestimmten gemeint.
Nein. Zynismus war das ganz und gar nicht. Es war ernst gemeint, weil ich die Schlussklausel genial fand. Besser hätte ich es nicht formulieren können. Und dass Sie - im Gegensatz zu mir - doch immer wieder anspringen, macht Sie ja auch nur symphatisch. Ich bin da radikaler. Oder sagen wir konsequenter in meiner Verweigerung.
Ich nutze das, was sie für mich wertvoll macht: die Beiträge der ANDEREN.
Einen schönen Abend wünscht
T.

ferromonte - 28. Jul, 08:08

die frau hatte einen knappen rock, insgesamt sehr sportlich und bewußt körperbetont aber praktisch gekleidet. sie sah sehr gut aus, sehr viele männer würden sie schön finden; keine hilflosigkeit, sondern man merkt: die weiß sich zu helfen. sportlich und sexy. langes haar, so zurückgebunden, daß es bei der jagd nicht immer vor die augenfällt ... passt das in etwa? eine moderne artemis, die mit den klassischen darstellungen wenig gemein hat.
was das dschungelduell betrifft ist die sache eher schlimm für mich. es macht mir keinen freude, absolut nicht. dann sitze ich da, und schäme mich fast. es ist furchtbar, sich nicht mitteilen und einander zuhören zu können und im krieg zu enden. es scheint das schicksal der menschen zu sein, aber ich will das nicht akzeptieren. im praktischen umgang aber wäre ihre konsequenz etwas, was ich mir zum ziel gesetzt habe.
Terpsichore - 29. Jul, 10:06

Es gibt nichts...

wofür es sich zu kämpfen lohnt in diesem Fall. Das zu erkennen reichte mir. In gewissem Sinne haben Sie ja für mich gesprochen, das letzte Mal, als es um mich ging. Das wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen. Aber wenn jemand nicht mit mir sondern zu mir spricht, betrachte ich die Sache von vornherein als gescheitert. Kommunikation kann nur funktionieren, wenn wir wenigstens versuchen, für einen Augenblick den Standpunkt des Anderen einzunehmen, um zu verstehen, worum es ihm geht. Das setzt voraus, dass ich mich in ihn hineinversetze. Beim intellektuellen Schaufechten hingegen werden die Argumente des Anderen nur b e n u t z t, um sich wieder wieder selbst zu erhöhen. Dass etwas g e k l ä r t, dass ein anderer Mensch verstanden wird, ist nicht das Ziel. Und so bleibt es, als spräche man zwei verschiedene Sprachen.

ferromonte - 29. Jul, 18:01

100%ige kongruenz. wunderbare beschreibung des problems.

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